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heimkehrend desselben Herrn sich freuen mögen, den der Glaube erblickt, die Hoffnung bewahrt, die Reife beider erschaut (1, 8 u. 9).

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 Alle Kräfte aber und Gaben, die im Kreuze sich zeigen und von ihm ausströmen, in der Predigt zu verwerten und zu preisen vermag Paulus. Seiner jedes Gewissen rührenden und treffenden Frage (2. Kor. 2, 16) πρὸς ταῦτα τίς ἱκανός; antwortet die Gemeinde bis auf diesen Tag, ja auch die Schar der Gegner, die in ihm den Verzeichner des ursprünglichen Jesusbildes, den Schöpfer eines neuen Typus argwohnen: du hast mehr gearbeitet als die andern alle (I. Kor. 15, 10), Ströme lebendigen Wassers, weit über die Rinnsale des frommen Christenstandes hinüber, sind von dir ausgegangen (περισσότερον, vgl. Joh. 7, 38): Denn es gefiel der Gnade, in der Schwachheit sich auszugestalten, zur Vollerscheinung sich zu bringen. Die Kraft kommt in Schwäche zum Sieg, in ihr und durch sie und ihr zum Trotz. „Hart wie ein Diamant, weich wie Wachs, machtvoll und liebend, das war Paulus“ sagt Gregor von Nyssa. Und darum war er imstande (ἐξίσχυσεν im Vollmaß vermochte er), das Unfaßliche zu ergreifen. Kein Apostel führt so in die Tiefe der alles beschließenden Sünde, die als gewaltsame Herrin mit dem Tode zahlt, nicht aus einzelnen zusammenhangslosen Fehlern besteht, welche unvermittelt und voneinander unberührt aneinander sich reihten und grenzten, sondern die eine Widergöttlichkeit mit verschiedensten Ausstrahlungen ist, die alle eben in der Gottesfurcht ihren Sammelort haben. Aber aus diesen Tiefen, in denen die für sich selbst lebenden