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des Göttlichen leibhaftig (Kol. 1, 19; 2, 9), also daß die letzte Offenbarung des Vaters eben an diesem einzigen Wendepunkt der Geschichte erfolgt ist, da die Ewigkeit in die Zeit hereintrat und das Wort Fleisch ward (Hebr. 1, 2).

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 Was aber ist diese erste Liebe, die jede Last leicht macht: iugum Christi unica sarcina est, qua eius baiulus (Träger) non premitur, sed levatur. Quidquid enim durum est in praeceptis, ut fiat lene, caritas facit. Omnia-sunt facilia caritati sagt Augustinus. (Offbg. 2, 4.) Es ist die Liebe, die nicht auf Reflexion, sondern auf Intuition ruht, die Unmittelbarkeit des Verhältnisses zu Gott in Christo, daß man alles für Schaden erachtet (Phil. 3, 8–9), ja für wertloses Wesen, das verdient hinaus auf die Straße der Welt gekehrt zu werden (σκύβαλα), wenn man nur die eine köstliche Perle, deren Wert alles übertrifft, gewinnen und bergen darf. Diese erste Liebe, die Liebe des Anfangs, die nie unreif ist und doch ausreifen will, die das Gefühl zum Willen erhebt und den Willen immer feurig sein läßt (ζέειν τῷ πνεύματι Röm. 12, 11), daß er nicht veräußerliche und versteine, die jede Schmähung Christi als eignes Weh empfindet (I. Petr. 4, 14; 16) und seines Werkes Gelingen als eigne Freude wahrnimmt, weiß, wie Athanasius sagt, daß sie nicht dem Zeitgeist, nicht der Zeit zu dienen hat, sondern dem Herrn der Zeiten (οὐ καιρῷ, ἀλλὰ κυρίῳ). Während der Zeitgeist menschliche Bestrebungen und menschlichen Fortschritt verherrlicht, ein Menschheitsreich verheißt, welches mit großer Kraft und Herrlichkeit kommen solle, wieder und wieder Nationalität, Vaterland, Patriotismus feiert, die Eigentümlichkeiten eines Volks