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es möglich, der Geschichte eines Wortes nachzugehen – Cremer-Kögel tut dabei treffliche Dienste – so wird sich das reichlich lohnen. Und vor allem, der Wortlaut der Ursprache wie der Übersetzung muß eingeprägt werden. Es gilt zwar als besonders schriftgemäß, die offene Bibel auf der Kanzel immer wieder an sich heranzunehmen. Manche Lehrer glauben damit den Schriftgrund, auf dem die Verkündigung ruhen soll, besonders wirksam dokumentiert. Aber abgesehen davon, daß es peinlich genug anzusehen ist, wenn der Prediger sich mit dem Augenglase – ich sah sogar Monokle auf der Kanzel – bewaffnet, um das für den Augenblick Nötige zu suchen, – die Gemeinde beurteilt es anders und hat, fürchte ich, mit ihrem Urteil recht. Daß die offene Bibel das Konzept für Gedächtnisschwache und Ungeübte aufnimmt, ist, wenn die Gemeinde es weiß, kein Unrecht, daß aber statt der offenen Bibel ein Predigtbuch ausliegt, aus dem der Prediger fremdes Gut abliest, ist Sünde, welche die Gemeinde nicht wissen darf. Wer nun frühzeitig den Urtext sich einprägt, wird davon für alle Zeiten Segen haben, er wird in der Schrift heimisch, und sie wird heimisch in ihm, er bekommt Stellen- und Wortgedächtnis, vornehmlich, wenn immer dasselbe Buch gebraucht wird. Was dem Anfänger dient, soll ihn durchs Leben begleiten. –

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 3. Nach diesen Vorarbeiten, die wohl durch einen geraumen Teil der Woche gehen mögen, immer mit dem Gebet, daß der Herr die Lippen entsühnen und auftun wolle, daß der Mund Seinen Ruhm verkünde, mit dem alten Maleachiwort (2, 7), das über dem Eingang des