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eindenken, daß er als Herold Gottes (I. Kor. 9, 27) zum Kampfe zu rufen und den Sieg zu verkünden hat und darum seine Seele in die Hände Gottes befehlen. Solche Gedanken verbieten den Umblick in die Gemeinde, die Beobachtung des einzelnen, moribundus moribundis hat Joh. Gerhard gepredigt. – Der Talar reiche wirklich zum talus, zur Ferse herab und sei würdig und anständig, die Beffchen seien über die weiße Binde gebunden, die immer mehr in Abnahme kommt, ohne es zu verdienen. Die eingesteckten oder lose über den offnen Stehkragen geschlungenen Beffchen nach allerlei Form und Schnitt, etwa mit eingesticktem Kreuze erweisen das Vollmaß evangelischer Freiheit mitnichten. – Unsre alten Kasuisten haben das Augenglas auf der Kanzel verboten, es solle nichts Falsches auf ihr sein. Wer seiner entraten kann, tut wohl daran, es weg zu lassen. Jedenfalls aber ist es besser es zu behalten als es auf- dann wieder ab- und wieder aufzunehmen. Der Zwicker aber gehört keinesfalls auf die Kanzel. – Das stille Gebet, das suspirium, auf der Kanzel sei wahr; auch in der Geste. Wenn die Kniebank zum Altare gewendet ist, mag Knien gut sein, wo sie fehlt, ist es kein Schade. „Laßt uns die Knie unseres Herzens beugen,“ heißt es in der alten Gebetsvermahnung.

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 2. Die Predigt selbst. Der Kanzelgruß sei der alte ohne die lästigen Zutaten, aber auch ohne unzulässigen Abzug. Damit nichts stereotyp werde, als ob nicht die Gewöhnung an die Sitte und die Sitte gut wäre, ein Katechon, das nicht unterschätzt werden soll, werden jetzt Sprüche gewählt, die dem Texte zur Einleitung dienen sollen, etwa aus den Introiten der Sonntage.