Seite:Hermann von Bezzel - Der Dienst des Pfarrers.pdf/87

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mit wenigen Fingerzeigen helfen). Man ringe mit dem Wortlaute des Katechismus und der Geschichte, bis man beides sich fest eingeprägt hat, wie denn der Lehrer alles gelernt haben muß, was er aufgibt. Der Lehrer mit dem offenen Buch, von dem er immer wieder entlehnt, um weiter unterrichten zu können, ist eine klägliche Gestalt, aber der über dem Wortlaut des zu Lernenden erhabene keine erfreuliche. Die Frageform werde bis ins einzelne eingeprägt, damit nicht die übelberüchtigten Wortfragen, etwa gar am Ende der Frage, oder die zu allgemein gehaltenen, auf die jede und keine Antwort paßt, unterlaufen. Aber andererseits muß der Lehrer so gerüstet sein, daß er einmal von den Schülern sich leiten lassen kann und am Ende der Stunde ohne Gewalttätigkeit doch das ihm Vorgenommene erreicht[WS 1] hat.

.

 3. Der Unterricht, a) Allgemeines. Daß die Religionsstunde mit Gebet beginnt und schließt und dieses Gebet genau überlegt ist, sollte nicht betont werden müssen. Die Morgenlieder mit ihren frischen Melodien, die kurzen Psalmen, Kollekten, alles steht dem Lehrer zu Gebote, der doch ja nicht eine Andacht aus irgendeinem Erbauungsbuch vorlesen wolle, das für die Jugend vielleicht nicht paßt, auch nicht stereotype Verse wohl gar von einem Schüler hersagen lasse. – Daß in der Religionsstunde die körperliche Züchtigung und die Strafarbeit verpönt sein muß, wenn sie nicht ihres spezifischen Charakters frühzeitig entkleidet sein will, ist offenbar. Ein Lied dreimal abschreiben zu lassen, ohne auch nur Miene zu machen, die Abschrift zu kontrollieren, ist Barbarei und Untreue zugleich. Mit welchen Empfindungen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ereicht