Seite:Hermann von Bezzel - Die Herrlichkeit des apostolischen Glaubensbekenntnisses.pdf/30

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und duldete sie um unsertwillen, thaz uns es iamêr sî the baz, daß es uns fortan um so besser gehe. Kein frischer, vorwärtsschreitender Ton, sondern mühsam sich quälende Betrachtung! – Wie das Wasser eines noch so künstlich und gründlich gefertigten Brunnens an Frische und Kraft nimmer dem Waldesquell mit seiner heimlichen, stillen Frische gleichen mag, so bleibt das Kunstgedicht des Mönches hinter dem des bäuerischen Mannes weit zurück. – Aber Gott sei gedankt, daß er Ursprünglichkeit und Kunst zum Preis des Gekreuzigten aus dem Volk genommen hat, das so lange seinem Heiland widerstrebte.

 Indes haben uns beide Gedichte in eine Zeit versetzt, in der das einst so starkmächtige Geschlecht der Karolinger an unheilbarer Schwäche und innerer Zerrüttung dahinsiechte. Es ist mir immer denkwürdig erschienen, daß der Herr den Karolinger, der am ehesten geeignet schien, in das Erbe des großen Karl einzutreten, in frühen Jahren aus fremder Erde fallen ließ. Roland, der Herr der spanischen Mark, ist, wie die Sage meldet, nachdem er durch Bekenntnis seines Glaubens seiner Seele Kraft verliehen – meuchlings gestorben, und „seine Seele herrscht ohn’ Ende und weilt nach Verdienst im Chor der heiligen Blutzeugen“.

 Nach dem Aussterben der Karolinger auf deutschem Boden waren es die Stämme der Sachsen und Franken, welchen die Krone Deutschlands winkte. Nach kurzer Zwischenregierung traten die kühnen Sachsenkönige: Heinrich I., Otto I. der Große († 973) auf. –

 An dem Anfang unsrer Königsgeschichte sehen wir zwei deutsche Fürsten, Otto und Eberhard, welche der Krone zum Besten des Reichs entsagen. Das taten sie aus „Liebe zu ihrem Herrn und Seinem teuren Wort“! Sie verleugneten sich selbst. – Franken beugen sich nun vor dem Stammesgenossen Wittekinds, den ihre Väter einst blutig besiegt hatten! Heinrich der Finkler hat das