Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/138

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Frieden des Kreuzes, der Freund unsres Lebens, der uns nachgegangen ist bis zu dieser letzten Stunde, der helfe uns allen, allen, daß wir vor seinem Throne einst als Sieger stehen, als Sieger nicht im weiten Feld, noch mit großer Macht, aber als Sieger über dies arme Herz und alle seine Begierden.

 In einer alten Litanei heißt es: „Vor unseligem Großwerden behüt uns, lieber Herre Gott!“[1] Ja, das ist es, was wir von ihm erbitten wollen: Vor unseligem Großwerden behüt uns, lieber Herre Gott! Daß er seine teure Kirche im Staube lasse, nicht neidisch auf Größen, die da vergehen und verwehen, daß er auch unsre Gemeinden in der Armut lasse, in der Demut stärke, in all dem Armen und Geringen ihr Wesen und ihren Wandel sein lasse, daß er uns alle immer geringer mache. Vor unseligem Großwerden behüt uns, lieber Herre Gott!

 Es ist alles gut und vollendet, wenn er eine Seele bei sich sein läßt. Wir Menschen gehen und kommen und kommen nimmer. Wir Menschen grüßen und sagen Lebewohl und scheiden von dieser Erde, der eine früher, der andere später. Der aber, welcher diese sieben Briefe aus flammender Liebe mit flammenden Worten geschrieben hat, der eine und ewige und selige Herr, bei dem kein Scheiden und keine Veränderung von Licht und Finsternis ist, wolle uns alle dahin bringen und dorthin versammeln, wo alle Rufenden zu Preisenden, alle Betenden zu Schauenden, alle Armen zu Reichen geworden sind.

 So gedenken wir in dieser Scheidestunde der vollendeten Gemeinde in der Heimat und gedenken derer, die durch Ihn vollendet haben und glauben, daß die

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Diese Wendung geht wohl auf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf zurück.