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täglichen Berufsarbeit. Ja, der König des Himmels wandelt als ein Mensch des Alltags, in der menschlichen Alltäglichkeit, im Arbeitsgewand unter denen, die selbst mitten in der Arbeit stehen. Es ist alles Festliche ausgezogen; die festliche Gewandung Jesu Christi würde die Gemeinde verstören und ein Sterblicher kann diesen Festesglanz noch nicht ertragen. Darum hat er über den Glanz, vor dem Johannes niederfiel als ein Toter, das Werktagsgewand gebreitet. Und wenn auch an einem Sonntage diese Visionen ihm erschienen sind, so sind es eben doch Visionen, die vom Sonntage in den Alltag hinüberleuchten, damit sie ihn verklären.

 Wir sind Leuchter seit unserer heiligen Taufe. Jede Christenseele ist ein Leuchter, den der Herr Christus in diese so dunkle Welt eingesenkt hat. Sterne und Leuchter unterscheiden sich nur dadurch, daß die Sterne in näherer Beziehung zu ihm stehen, aber auch viel schneller von ihm abfallen können. Während die Sterne bereits in der Gnade ewigen Lichts glänzen, kann es unter den Leuchtern und auf denselben noch finster sein. Während aber die Leuchter noch scheinen, können die Sterne, die einst stark genug waren, Licht zu vermitteln, bereits ihre Leuchtkraft verloren haben. Das ist das Verhältnis von der Zentralsonne zu den Sternen, von Christus zu denen, die auf der Erde seine Knechte und Diener sind und durch deren Vermittlung („Wer euch höret, der höret Mich“[1].) er seiner Welt das Licht spendet.

 Indem nun der Herr Jesus Christus im Alltagsgewand durch die Gemeinde hinschreitet, spricht er der Gemeinde von Ephesus alles das zu, was er an ihr zu loben hat. Es war ja diese Gemeinde sonderlich

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Lk 10,16.