Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/33

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Ernst den Herrn bitten: Du kannst alles, Du vermagst alles, Du weißt, daß ich Dich lieb haben möchte. „Ach, zünde Deine Liebe in meiner Seele an!“[1] und „Laß leuchten Dein Antlitz!“[2]. – Aber gerade, als ob’s den Herrn reute, lenkt er nocheinmal ein:

 „Aber das hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, welche ich auch hasse.“ (V. 6.) Nocheinmal fällt dem Herrn bei, was er an der Gemeinde Gutes zu erkennen hat, nämlich, daß sie die Werke einer fleischlichen Richtung haßt. Die Nikolaiten stellten den Satz auf: Wer einmal in die Tiefen des Satans hineingeblickt habe, der dürfe alles tun und das Fleisch gebrauchen, wie er wolle. Für das Kind sei es nicht wohlgetan, sich der Zügellosigkeit hinzugeben, aber für den Mann in Christo sei dies nicht mehr Sünde. Das sind die Leute, welche Christentum und Zügellosigkeit vereinigen zu dürfen glauben und die in ihrer Liebe zu Christo nicht keusch sind. Der reine Herr, der lieber eine noch ungefüge Liebe hat als die schwärmerische, der spricht: „Das hast du bei deiner Nüchternheit doch noch, daß du die Nikolaiten hassest und ich hasse sie auch.“ Er freut sich erkennen zu können, daß die Gemeinde die falsche fleischliche Begeisterung ablehnt. So ist dieser Gemeinde noch im Letzten ein Trost gegeben, daß er für sie immerhin noch irgend einen Anknüpfungspunkt hat. Und nun schließt er:

 „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist, mein heiliger Geist [3], den Gemeinden sagt.“ (V. 7a.) So wollen doch auch wir recht acht geben, was der Geist den Gemeinden sagt. Wir wollen der falschen Begeisterung widerstehen und von ihm die rechte, reine, wahre erbitten!

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. EG 404,6.
  2. Ps. 80,4.
  3. Die Worte "mein heiliger Geist" sind ein Einschub Bezzels ohne Anhalt am Urtext.