Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/54

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vom Guten wegtilgt, wenn wir ihn darum bitten, ebenso gewiß tilgt er auch das Gute, wenn wir ihn nicht bitten. Das ist der Schrecken: Er dringt auf Scheidung. Uns zwar hat er nicht erlaubt, diese Scheidung vorzunehmen. Wir sollen das Unkraut und den Weizen miteinander wachsen lassen bis zur Zeit der Ernte. Wir sollen die faulen Fische im Netz lassen, bis er sie ausliest. Aber Er nimmt diese Scheidung ganz einfach durchs Wort vor. Wer sich durch das Wort innerlich strafen, schrecken, rühren läßt, der soll wissen, daß der Herr Böses aus ihm scheidet. Wer aber das Wort wegschiebt, der soll wissen, daß das Wort auch gute Regungen ganz wegtilgt. Zuerst heißt es: „Ich will nicht können“, und dann: „Jetzt kann ich nicht mehr wollen,“ weil auch die letzte Regung des auf Gott zugehenden Willens weggetilgt ist. Wenn also die Gemeinde diese einheitlich geschlossene christusfeindliche Weltanschauung ihr gegenüber sieht, dann wird sie wissen: es ist ein Trost, daß Christus ist und daß er es weiß. Aber neben dem Trost dürfen wir nicht das Furchtbare vergessen, daß er auch das Gute wegtun kann, damit nicht mit uns das Gute verderbe. – Nicht bloß das Sein des Herrn, sondern auch sein Wissen gereicht der Gemeinde in solchen Stunden zum Troste. „Ich weiß, wo du wohnst.“ Das: „Ich weiß deine Werke und deine Geduld und deine Trübsal“ (V. 2. 3. 9.), das ist nicht so groß als dies: „Ich weiß, wo du wohnst,“ (V. 13), daß er sich also darum kümmert, in welchen Verhältnissen der einzelne Christenmensch sich aufhält. Zwar machen Verhältnisse den Menschen nicht besser, noch schlechter; aber wem wenig gegeben ist, von dem wird wenig gefordert.