Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/69

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daß der Herr selbst die Pfarrfrauen erwählen wolle, daß er sie ausrüste zum edelsten aller Aemter, im Schweigen, in Zurückgezogenheit, in der rechten Weisheit, sich zurückzuhalten, eine starke Stütze und Krone ihres Mannes zu werden. Es wäre traurig, wenn ich nicht sagen wollte, wenn ich nicht sagen dürfte aus der Tiefe meines Herzens: ich habe Pfarrfrauen gekannt, welche wirklich von der Liebe zu Jesu erfaßt waren, welche nichts sein wollten als Gehilfinnen des Mannes. – Aber wir geben auch denen recht, die nicht übersetzen: „dein Weib“, sondern: „das Weib“. Wir wollen so lesen: „Ich habe wider dich, daß du das Weib Isebel gewähren lässest.“ Ephesus hat die Bösen gar nicht getragen; Pergamus hat sie in seiner Mitte gehabt, aber Thyatira hat sie geradezu „ausgelassen gewähren lassen“, wie es nach dem Grundtexte heißt. Damit ist dem Manne, dem Diener der Kirche, der ernste Wink entgegengebracht, daß, wenn ein Weib die Zucht haßt, es weit gefährlicher ist als ein Mann. Die schlimmsten Werke, die ein Mann anrichten kann, zeichnen sich durch eine gewisse Derbheit aus; sie sind immerhin greifbar und man kann die Fäden fassen. Aber die Gewebe, die ein von Gott verlassenes Weib anspinnt, kann ein Mann nie erkennen, auch wenn er mit noch mehr Sinnen ausgerüstet wäre, wie er ist. Es gibt weibliche Persönlichkeiten, welche die Würde und die Bedeutung des Amtsträgers unterwühlen, weil er den Moment übersehen hat, ihnen zu huldigen, da er sie hätte gewinnen können, freilich um den Preis der Wahrheit und Ehrlichkeit. Ich würde eine große Sünde begehen, auch als Gedankensünde schon, wenn ich glaubte, daß alles Schwere, Unrechte, Ungute bloß von