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Sünde sich nicht scheuten, erwächst das böse Beispiel; sie lehren, wie man haßt, und so wird die Sünde der Väter an den Kindern heimgesucht. Die Lehre des Hasses trifft gelehrige Schüler, die für beides Strafe haben müssen: für das, was sie selbst tun, und für das, was sie gelernt haben.

 Seht, so eifrig ist Gott, daß Er in der Weltgeschichte durch ganz bestimmte Sünden heimsucht. Das alte Rom, das durch den Ernst seiner Gesetze weltgebietend dastand, ist an seiner Sünde gestorben; Barbaren sind eingebrochen und haben die ganze Größe des Staates in den Staub geworfen. Wenn unser Volk die Gnadenstunde der Reformation versäumt, – und es scheint, als ob es endgültig diese Gnadengabe Gottes vergessen und verschmähen wollte – so wird Gott nicht bloß den Abfall heimsuchen, sondern wird diesen Abfall fortwirken lassen und wird die religiöse Verarmung auch in eine sittliche Verödung ausgehen lassen. Unser Volk wird nicht allein an seinem Irrtum sterben, sondern an den Begleiterscheinungen.

 So macht es Gott, weil Er, der Herr, ein eifriger Gott ist. Wer die Geschichte einzelner Völker recht ansieht und prüft, merkt, daß Dinge, die vor Hunderten von Jahren geschehen sind, jetzt wieder kommen. Das Blut der um ihres Glaubens willen Erschlagenen schreit noch jetzt gegen Frankreich von der Erde. Und dieses große, edle Volk kommt nicht zum Frieden, bis es die Schuld an seinen treuesten Söhnen, die Verfolgung der Protestanten, bereut und bekennt. All dieses sagt uns Gottes Wort mit dem einfachen: „Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott.“ Sagt an, warum ist manch ein Mensch so vom Unglück verfolgt und kann es nicht ein Kreuz heißen? Denn wer vom Kreuz verfolgt ist, der ist stark, und wer vom Unglück verfolgt ist, der ist arm. Raste nicht, bis du den tiefsten Grund des Unglückes, nicht in dem und jenem, sondern in dem einen, woher alles rührt, erkennst, Buße tust und das