Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/283

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Wege an. Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott; du liegst mir am Herzen. Ach, wenn man so die Bilder an sich vorüberziehen sieht: keine Menschenseele kümmert sich um diesen Armen, an dessen Ohr vielleicht das fromme Wort schlägt: ihm wäre es besser, er wäre nicht mehr; was soll und was will er noch, Unkraut am Wege, Hindernis für den Fortschritt, Ballast für das Streben der andern! aber Gott denkt anders: Er eifert um diesen Menschen, Er hat Öl und Wein und lindert die Schmerzen; Er sendet den Schrecken, daß der arme Mensch verzagt, und dann läßt Er die frohe Botschaft wieder um die Schläfe wehen, damit er hofft. Er geht ihm nach mit demselben Eifer, mit dem Er einem Königskinde nachsieht. Ihm ist nichts so wichtig als dieses Menschenleben, das keine Lücke reißt, wenn es aufhört. Aber der, der einst an den Toren Jerusalems weinte und an den Toren Ninives derer gedachte, die nicht wissen, was links und rechts ist, der Gott lebt noch heute und eifert um dein und mein Leben. Ich spüre es, wie ich ihm anliege und ich merke es, wie Er meiner gedenkt und darum läßt er mir nicht meinen Willen, der mich verdirbt, sondern heißt mich seinen Willen tun, daß ich genese. Den einen Menschen führt Er eine ganz enge Bahn, aber auch in der engsten Bahn kann man irren; den andern Menschen zeigt Er weite Wege und auch auf weiten Wegen braucht man sich nicht zu verlaufen. Einem Menschen schneidet Er alles, was er zum Leben braucht, so Stück um Stück vor, und dem andern Menschen gibt Er den Reichtum der Möglichkeiten. So eifert Er um einen Menschen. Und das Wort, das uns so fremd ansieht: Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, wird nun unser höchster Trost. Wenn ich mich zu Bette lege, so denkst Du an mich und wenn ich erwache, so redest Du von mir. So wert bin ich in Deinen Augen, denen ich Tränen kostete und so viel gelte ich Dir, dem ich entlief! In der Stunde, in der mir der Eifer Gottes