Seite:Hermann von Bezzel - Einsegnungsunterricht 1892.pdf/58

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etwas thue. Wer nicht aus Liebe etwas geben kann – aus egoistischen Gründen braucht niemand etwas zu geben. Man beschwichtigt sein Gewissen damit: wir wollen das Gold des Fluches in Segen verwandeln, wodurch unterscheiden wir uns dann von den Jesuiten, die sagen: Der Zweck heiligt das Mittel? Mit solchen Sachen bleiben Sie unvermengt. Auf diesem Gelde ruht kein Segen. Und wo einmal der Fluch ruht, da haben wir nicht das Recht, den Segen zu provozieren.

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 Die Barmherzigkeit sei persönlich, interessiere sich für das Seelenergehen der einzelnen, suche zu trösten aus dem Born des Trostes. Aber das erste ist immer die Fürbitte für die Kranken. Ehe man mit ihnen betet, soll man für sie beten. „Werfet die Perlen nicht vor die Säue.“ Es giebt eine Art von Frömmigkeit und Tröstenwollen, die ist aufdringlich, und alle Absicht verstimmt. Man kann nicht so ohne weiteres Seelsorge üben. Erst müssen Sie die Seelen kennen und dann vom HErrn die Erlaubnis haben, etwas an ihnen zu thun. (Absichtsarbeit der katholischen Schwestern.) Sie können da nicht ein Leben anfangen, wo sich kein Leben regt. Man muß erst zur rechten Zeit einsetzen. Es ist Unglück und Unding, da ein Gebetsleben beginnen zu wollen, wo alle Voraussetzungen dazu fehlen. Werden Sie nie müde. Die Liebe läßt sich nicht erbittern. Ueben Sie die stille Beeinflussung, der sich die Leute am allerwenigsten entziehen können. Diese Barmherzigkeit mit andern muß als tiefsten Grund haben das Mitleid mit sich selbst. Darüber muß man sich recht klar werden, damit man dies Mitleid nicht mit einer Weichlichkeit verwechselt, der wir nicht das Wort reden wollen. Es geht aus dem Worte hervor: „Ihr seid teuer erkauft. Darum so preiset GOtt an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind GOttes.“ Sind wir auch wirklich des Kaufpreises wert, den JEsus für uns gezahlt hat? Je mehr wir inne werden, daß wir es nicht sind, desto mehr werden wir mit uns selbst Mitleid und Erbarmen haben. „Schaffet eure Seligkeit mit Furcht und Zittern.“ Es giebt Leute, die um die Sorge für andere die Sorge für die eigene Seele vergessen. Luther sagte zu einem: „Ich will, um recht sorgen zu