Seite:Hermann von Bezzel - Einsegnungsunterricht 1892.pdf/68

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aber an uns ist es, daß wir als Reichsgenossen erfunden werden. Ueberwinden Sie jeden Tag von neuem die Welt in Sich, und Sie haben die ganze Welt überwunden; denn die Welt außer Ihnen ist nichts anderes als die ins Grandiose, Immense gesteigerte Welt in Ihnen. Sagen Sie nie: „Ich bin zu jung, zu schwach, ich kann nicht, ich tauge nicht,“ sondern sagen Sie: „Hie bin ich, HErr, sende mich, wie, wohin, wann Du willst.“ Wir wollen keinen Ruhm an unserm Grabe, wir kümmern uns nicht um das Urteil menschlicher Tage. An unserm Grabe soll jedes Lob verstummen. („Ist etwas Gut’s am Leben mein, so ist es wahrlich lauter Dein.“) An unserem Grabe soll nichts gesagt werden, als: „Der hier im Grabe liegt, war Christi Reichsgenoß.“

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 Warum sind Sie Dienerinnen der Barmherzigkeit geworden? Es soll Ihnen auf diesem Wege an Leid nicht fehlen. Ehe Er die Krone der Gerechtigkeit Ihnen reicht, will Er Ihnen den Dornenkranz tief in die Schläfe drücken, daß Sie darunter bluten. Warum sind Sie Dienerinnen der Barmherzigkeit geworden, Sie hätten es anderwärts schöner haben können. Warum wählen Sie nicht heute noch? „Du bist mir zu mächtig geworden.“ Es giebt Zeiten, wo wir Ihm entlaufen wollen, aber Er läßt uns nicht. Sie müssen zuvor den Kranz der Dornen tragen, aber Sie sollen Sich ihn nicht selber flechten. Er sorgt dafür, und wenn Er Sie lieb hat, sucht Er recht stachlichte Dornen. Wir wollen uns auch nicht selbst Kreuze auflegen, die doch gepolstert sind durch das Bewußtsein, daß wir sie erwählt haben. „Du sollst es inne werden, was Du leiden mußt um Meines Namens willen.“ „Du Menschenkind, Ich will Dir das Liebste nehmen, an dem dir dein Herz hängt, und du sollst keine Thräne lassen.“ Er will uns das Liebste nehmen, unsere Ideale zertrümmern, und wir sollen nicht einmal eine Thräne lassen. Sentimentale, Schmerzverlorene sind nicht Dienerinnen JEsu. Gefühle und Thaten stimmen nicht zusammen. Gefühl der Verlorenheit ist Verlorenheit JEsu gegenüber. „Es ist der HErr, Er thue, was Ihm wohlgefällt,“ das hebt hinüber über all unsern Schmerz. Danken Sie für jeden freundlichen Gruß aus Seinem