Seite:Hermann von Bezzel - Einsegnungsunterricht 1892.pdf/69

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Erbarmen, aber wenn Er dann im Leid kommt, dann denken Sie, daß Er uns noch weit näher treten will, als in der Freude. Je mehr Schmerz und Weh, je mehr Weh des Mißverständnisses und der Unbekanntheit, auch bei denen, an deren Urteil Ihnen etwas gelegen ist, desto mehr will der HErr Sie auf Sich hinweisen. „Wenn ich nur Dich habe, dann frage ich nichts nach Himmel und Erde,“ ich frage nichts nach dem Urteil der Engel, nichts nach dem Urteil der Menschen. Er will uns als eine Gemeine von Blutzeugen haben, die mit ihrem Leben bekräftigen das, was sie gehört haben, nicht, indem wir mit einem Mal unser Blut hinströmen lassen, sondern indem wir ein tägliches Martyrium auf uns nehmen, das tägliche schwere Weh erdulden, aber dabei lassen wir uns den Trost nie rauben: „Nehmet auf euch Mein Joch und lernet von Mir, denn Mein Joch ist sanft, und Meine Last ist leicht.“ „Das Kreuz gefaßt, ist halbe Last.“ (Glaubrecht.) Je mehr wir das Kreuz erfassen, in welchem alle Last der Welt verkörpert und zusammengedrängt ist, desto mehr dürfen wir mit Augustinus sagen: „Gieb, was Du befiehlst, und dann befiehl, was Du willst.“ Er giebt Kraft zum Leiden aus Seiner Leidensfülle, aus Seines Kreuzes Qualen und Schmerzen die Freudigkeit, unser Kreuz zu tragen, und wenn Er die giebt, dann schreiten Sie einher auf dem königlichen Wege des Kreuzes. „Gesegnetes Kreuz! unter allem Holz auf Erden, was ist dir gleich?“ (Luther.) „Ich bitte nicht, daß Du sie von der Welt nehmest, sondern daß Du sie bewahrest vor dem Argen.“ Der Widersacher, der Mühemachende, will uns, wenn unser Herz müde und matt werden will im Leiden, zur Verzweiflung bringen. Er ist der Mühemachende, („denn die Gottlosen haben keinen Frieden,“ „großen Frieden aber haben, die Dein Gesetz lieben“), der unser armes Herz ersterben läßt, nicht damit es flüchtet zu Dem, der die Mühseligen annimmt, sondern damit es verzage. Er will uns müde machen, Mühe und schweres Leid bereiten, damit wir sagen: „Hältst du jetzt noch fest an Deiner Frömmigkeit? Ja, segne GOtt und stirb.“ Der Mühemachende will, daß wir sagen: „Ich kann nicht.“ Ach, daß wir nur jetzt nicht