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 „Deine Zeugnisse sind mein ewiges Erbe, denn sie sind meines Herzens Wonne.“


Elfte Stunde. Samstag früh.

 Treuer HErr und Vater im Himmel, der Du aus Gnaden und Barmherzigkeit um Deines lieben Sohnes willen alle vergangene Zeit der Unwissenheit und Schuld übersehen hast und uns jetzt gebietest, daß wir im Aufblick zu Dir in täglicher Reue und Buße uns verneuen, schenke uns die rechte heilsame Einkehr in uns selbst, und gieb, daß, wenn wir über unsere Sünden erschrecken und zagen über unsere Schwachheit, das Verdienst Deines lieben Sohnes uns tröste und stärke und erhalte im rechten Glauben um desselben Deines lieben Sohnes JEsu Christi, unsers HErrn willen. Amen.

 Die Herrlichkeit, welche der HErr Christus im hohepriesterlichen Gebet Sich erfleht hat, will Er auch uns, den Seinen geben, ja hat sie uns schon gegeben. „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende,“ das entspricht dem „Du hast mich geliebet vor Grundlegung der Welt.“ Wie es unser höchster Trost ist, daß der Erlösungsratschluß gefaßt wurde, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir so wert geachtet sind vor Seinen Augen, daß Er um unsertwillen den Gedanken der Liebe gefaßt, daß das Wort Mensch werden sollte, so ist es Sein höchster Trost, Seine höchste und seligste Gewißheit: „Du hast Mich geliebet vor Grundlegung der Welt.“ „Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die Du Mir gegeben hast, damit sie eins seien, gleichwie wir eins sind.“ Die Leidensteilung („wisset, daß eben dieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen,“) ist ein Band der Gemeinschaft; aber auch die Teilung der Herrlichkeit ist eine Kette der Gemeinschaft. Eins in der Gemeinschaft des Leidens, Eins in der Gemeinschaft der Herrlichkeit – beides sind feste und unlösbare Bande. Die Gemeinschaft der Leiden müssen Sie immer mehr lernen auch an den Krankenbetten. Das Weh, das Ihr Herz durchzieht, durchzieht genau das der anderen auch, „Wann werde ich dahin kommen, daß ich GOttes Angesicht schaue?“ „Und ich