Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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sich handelt; und so bringen sie mit Zulassung Gottes daraus neue Arten hervor.“ Das ist auch oben schon festgestellt.
Aber wenn hier die Schwierigkeit entstände, ob solche Taten der Dämonen Wunder zu nennen seien, so ist die Antwort klar aus dem Vorhergehenden, daß auch die Dämonen einige wirkliche Wunder tun können, auf welche die Kraft der Sondernatur sich erstrecken kann. Und mag derartiges wahr sein, so geschieht es doch nicht zur Erkenntnis des Wahren, in welchem Sinne die Werke des Antichrists Lügenwerke genannt werden können, weil sie geschehen zur Verführung der Menschen.
Klar ist auch die Lösung des anderen Argumentes, von dem Wesen der Gestalt. Die Gestalt des Tieres, das gesehen wird, ist nicht in der Luft, noch in der Wirklichkeit, wie sich zeigte, sondern im Sinne selbst, wie nach der Ansicht des S. Thomas oben erklärt ist.
Die Behauptung, daß jedes Leidende von dem entsprechenden Handelnden bewegt wird, wird zugegeben. Und wenn vorgebracht wird, daß jene Gestalt, welche gesehen wird, nicht der Gegenstand sein kann, der die Handlung bewirkt oder hervorlockt, deshalb nämlich, weil sie von keiner Sache entnommen werde, so wird gesagt, im Gegenteil gerade von einer Sache, weil von der Sinnesgestalt, aufbewahrt in der Vorstellung, die der Dämon herausführen und der Vorstellung oder auch der Sinneskraft darbieten kann, wie oben gesagt.
Zuletzt ist zu sagen, daß der Dämon die fühlende und vorstellende Kraft nicht verwandelt, indem er sich ihr aussetzt, wie gezeigt ist, sondern indem er sie verwandelt, nicht zwar anders gestaltet, außer mit Bezug auf die örtliche Bewegung, weil er nicht von sich aus neue Gestalten eindrücken kann, wie gesagt ist; sondern er verwandelt durch Umgestalten, d. h. durch die örtliche Bewegung; und dies wieder tut er, nicht durch Teilung der Substanz des Organes, weil sonst ein Gefühl des Schmerzes folgte, sondern durch Bewegung der Geister und Säfte.
Wenn aber weiter eingeworfen wird, daß daraus folgen würde, daß der Dämon dann dem Menschen in dem vorgestellten Gesichte nichts Neues darbieten könne, so ist zu sagen, daß „neu“ zwiefach verstanden werden kann: Einmal als ganz neu, sowohl an sich, als nach seinen Prinzipien; und danach kann der Dämon dem Menschen nichts Neues im vorgestellten Gesichte darbieten. Denn er kann nicht bewirken, daß ein Blindgeborener sich Farben, oder ein Taubgeborener sich Töne vorstellte. Dann heißt etwas „neu“ nach dem Gesichtspunkte des Ganzen, z. B. wenn wir sagen, es sei neu in der Vorstellung,
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/144&oldid=- (Version vom 14.9.2022)