Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
|
mitzuwirken habe? Es wird mit fünf Argumenten bewiesen, daß Gott es nicht zuläßt, weshalb auch die Hexentat auf Erden ein Nichts ist. Das wird hergeleitet erstens bezüglich Gottes, zweitens bezüglich des Teufels, drittens bezüglich der Hexe, viertens bezüglich der Krankheit, und fünftens bezüglich der Prediger und Richter, die so gegen die Hexen predigen und Urteile fällen, daß sie überhaupt nicht mehr vor ihnen sicher wären.
Erstens so: Gott kann den Menschen wegen der Sünde strafen; und er straft mit dem Schwerte, der Hungersnot und der Sterblichkeit; item durch verschiedene andere, mannigfache und unzählige Krankheiten, denen die menschliche Natur ausgesetzt ist. Weil er daher nicht nötig hat, noch andere Strafen hinzuzufügen, erlaubt er (die Hexerei) nicht.
Zweitens so: Wenn das wahr wäre, was von den Teufeln gepredigt wird, daß sie nämlich die Zeugungskraft hemmen könnten, so daß also ein Weib nicht empfängt, oder wenn sie empfängt, dann eine Frühgeburt tut, oder wenn sie keine Frühgeburt tut, daß sie auch dann noch die Geborenen töten, dann könnten sie ja schlechterdings die ganze Welt vernichten, und dann könnte man weiter sagen, daß die Werke des Teufels stärker seien als die Werke Gottes, nämlich als das Sakrament der Ehe, so Gottes Werk ist.
Drittens bezüglich des Menschen: Wir sehen, wenn die Hexerei in der Welt etwas sein soll, dann werden einige Leute mehr behext als die anderen. Fragt man nach dem Grunde, so heißt es, das geschehe zur Bestrafung der Sünder. Aber das ist falsch; also auch jenes, daß es Hexerei auf Erden gebe. Die Falschheit der ersten Behauptung wird aber damit bewiesen, daß dann die größeren Sünder mehr bestraft werden müßten: Das ist falsch, da sie ja bisweilen weniger bestraft werden als die Gerechten, was man auch sieht an den unschuldigen Kindern, die als behext bezeichnet werden.
Viertens kann noch ein anderes Argument bezüglich Gottes angeführt werden, daß nämlich, wenn jemand hindern könne und nicht hindere, sondern es geschehen lasse, man dann schlechterdings urteilt, er habe nach seinem Willen gehandelt. Aber da Gott im höchsten Grade gut ist, kann er auch das Böse nicht wollen; also kann er nicht zulassen, daß das Böse geschieht, was er selbst verhindern kann. Item bezüglich der Krankheit: Mängel und Krankheiten, die man angehext nennt, sind auch den natürlichen Mängeln und Krankheiten ähnlich, d. h. denen, die aus einem Mangel der Natur
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/181&oldid=- (Version vom 8.9.2022)