Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/98

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ihm allerlei närrisches Zeug vorgekommen, was ihm noch in Gedanken liegt. Und, theuerste Mademoiselle, werther Conrektor! nahm der Registrator Heerbrand das Wort, sollte man denn nicht auch wachend in einen gewissen träumerischen Zustand versinken können? So ist mir in der That selbst einmal Nachmittags beim Kaffee in einem solchen Hinbrüten, dem eigentlichen Moment körperlicher und geistiger Verdauung, die Lage eines verlornen Aktenstücks wie durch Inspiration eingefallen, und nur noch gestern tanzte auf gleiche Weise eine herrliche große lateinische Frakturschrift vor meinen hellen offenen Augen umher. – Ach, geehrtester Registrator, erwiederte der Conrektor Paulmann, Sie haben immer solch einen Hang zu den Poeticis gehabt, und da verfällt man leicht in das Fantastische und Romanhafte. Aber dem Studenten Anselmus that es wohl, daß man sich seiner in der höchst betrübten Lage, für betrunken oder wahnwitzig gehalten zu werden, annahm, und unerachtet es ziemlich finster geworden, glaubte er doch zum ersten Male zu bemerken, wie Veronika recht schöne dunkelblaue Augen habe, ohne daß ihm jedoch jenes wunderbare Augenpaar, das er in dem Hollunderbaum geschaut, in Gedanken kam. Ueberhaupt war dem Studenten Anselmus mit einem Mal nun wieder das Abentheuer unter dem Hollunderbaum ganz verschwunden, er fühlte sich so leicht und