Nun sprechen die Evangelisten, daß es nach den Worten, als der Herr seine Mutter dem Johannes empfohlen hatte, finster ward in aller Welt und die Sonne ihren Schein nicht gab von der Sext bis zur Non, d. h. nach unserer Rechnung von eilf bis drei Uhr.
Und in dieser Finsterniß schrie Christus mit lauter Stimme:
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“
In der Bitterkeit des Todes sprach Christus der Herr:
„Mich dürstet!“
Und dem göttlichen Herrn ward Essig und Galle dargereicht.
Hier schreibt Eusebius in der Römer Chronik: daß die Römer, auf daß in allen Landen von ihrer Barmherzigkeit geredet würde, befohlen und geboten haben, man solle jedem Mann, der den Tod erleiden muß durch Hinrichtung, einen kostbaren, starken Trank von Gewürz und andern guten Dingen zubereitet, zu trinken gehen, auf daß sie die Marter des Todes nicht so sehr empfinden sollten.
So haben auch die heiligen Frauen dem Herrn einen allerköstlichsten Trank bereitet und ihn zum Calvarienberg hinausgetragen, und als man den Herrn an das Kreuz nagelte, reichten sie den Juden das Gefäß, aber diese behielten es für sich und
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)