Wahrlich da fand ich nichts anders, denn daß es durch meinen Willen geschehen wäre, auf daß ich erkennete, daß du mich lieb hast und errettest aus der Hand der Widerwärtigkeit und von der Welt Listigkeit mich errettest, die mich Tag und Nacht verfolgt mit ihrem falschen und ungetreuen Rath.
O du mein getreuer Liebhaber, mein Herr, mein Helfer, meine Zuflucht, mein Trost, meine Hoffnung, mein Behüter, mein Erlöser und all meine Begierde. Warum wolltest du so viel um meinetwillen leiden?!
Nun wäre es genug gewesen zu deiner Liebe, daß du um meinetwillen Mensch wurdest und mich lehrtest, wie ich erkennen sollte deine Huld, mit der du Hunger und Durst, Frost und Hitze und mancherlei Gebrechen erduldet hast. Wahrlich, Herr Jesu Christe, ich erkenne, daß ich dir diese Liebe nimmer vollkommen danken kann.
O wie soll ich nun der viel größern Liebe mich dankbar erweisen, daß du um meiner Sünde willen blutigen Schweiß geschwitzt hast am Oelberge und dich weg gabst in die Hände der Sünder, deiner Feinde, die dich verspien, verspottet, gegeißelt und gekrönt haben; daß du selber das Holz des Kreuzes getragen, dran du genagelt wurdest mit Händen und Füßen, daran du aufgegeben deine heilige Seele, dran dir aufgethan wurde deine heilige Seite und dein reines Herz mit einem Speer
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)