kommt auch eine Stelle vor, in welcher es heißt, daß die „Reue Petri“ nach dem alten Werke gegeben worden sei.
In wiefern unser gegenwätiges Stück vom alten verschieden sei, kann nicht angegeben werden.
Es ist sicher, daß das Spiel sehr weit hinaufreicht. Gmünd hat in der Darstellung derartiger Spiele keine Ausnahme von andern Städten in Schwaben gemacht. Aber die ursprüngliche Gestalt konnten die Passionsspiele nicht beibehalten, weil sie wirkliche Volksschauspiele waren. Wie nun der Geschmack des Volkes, seine ganze Art mit der Zeit eine andere wird, so wechseln auch solche Werke volksthümlicher Auffassung und künstlerischer Gestaltung der Masse.
Kam man Anfangs darauf, die kirchlichen Gebräuche der heiligen Charwoche durch einzelne Reden zu erweitern, so setzten sich an diese ersten Erweiterungen mit der Zeit noch andere an, bis Einer kam, der dem Ganzen eine bestimmte Gestalt gab, die es dann solange trug, bis ein Anderer wieder neue Scenen hinzusetzte und andere wegschnitt.
Gewann so der Unterbau eines Stückes in verschiedenen Zeiten eine verschiedene Gestalt, so zeigt sich in der Ausführung im Einzelnen, in Sprüchen und Reimen, in Witz- und Scheltworten, in Allegorien u. dgl. ganz klar die Färbung einer bestimmten Zeit.
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)