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Inzwischen Dank dir sage ich
Vor alle Mutterliebe;

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Und glaube, daß ich liebe dich

Mit größtem Liebestriebe.

Maria.
Was dir, o Jesu, ich erwieß,
Ist Mutterpflicht gewesen,
Zur Mutter aber mich gewiß

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Dein Gnad hat auserlesen.

Dich sehen einst war meine Freud,
Dich küssen war mein Glücke,
Nun aber nichts als Herzeleid
Mir bringen deine Blicke.

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O Gnad! zur Mutter daß du mich

Hast auserwählen wollen,
O Leid! daß nur zum Kreuz ich dich
Geboren haben solle!

Magdalena.
Mein’ Schwester durft nit trennen mich

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Kurz vor von deinen Füßen!

Drum gib nit zu, daß jetzt soll ich
Von selber scheiden müssen.

Martha.
Ach der du meinem Bruder hast
Das Leben erst gegeben,

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Noch länger selbsten bleib mein Gast,

Und frist auch mir das Leben!

Christus.
Es war ja meines Vaters Will’,
Daß sollt’ am Kreuz ich sterben;
Und diesen ich mit Freud’ erfüll’,

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Der Mensch soll nicht verderben!


Empfohlene Zitierweise:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)