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An dir sehr Vieles hat genannt
Dein Volk mit schweren Klagen.

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Du weißt’s, ein’ hohe Priesterschaft

Hat dich mir übergeben,
Sie hat dich g’nommen in Verhaft,
Sie tracht’ dir nach dem Leben.
Sie kommen Alle überein,

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Sie führen gleiche Klagen;

Und daß du wollt’st ihr König sein,
Mit vollem Mund sie sagen.

Christus.
Mein Reich ist nit von dieser Welt,
Jedoch bin ich ein König;

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Alles ist königlich bestellt,

All’s ist mir unterthänig.
Dieweil doch ist mein Königreich
Nit wie die Reich der Erden,
Beobacht’ man auch nit die Bräuch’,

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Die sonst beobacht’ werden.

Ich prang mit keiner Königskron,
Kein Hofstaat mich begrüßet,
Ich sitz auf keinem goldnen Thron,
Kein Leibwach’ mich umschließet.

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Wenn von der Welt mein Königreich

Wie and’re Länder wäre,
Mein Kriegsheer würde kommen gleich,
Zu schützen meine Ehre!

Pilatus.
Du nennest einen König dich,

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Und Niemand will dich ehren,

Das ist fürwahr verwunderlich,
Du mußt dich mehr erklären!

Empfohlene Zitierweise:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/235&oldid=- (Version vom 1.8.2018)