freuen dich die Früchte, ei so freu’ und luste dich auch an der Wurzel.
Die Menschheit unsers Herrn ist uns ein Werk seiner Gottheit. Willst du dich zu der Krone schicken, daß dir die Frucht werde, so siehe an die Wurzel. Sie ist nicht schön, sie ist alltäglich gestaltet, sie ist verworfen, sie ist tief in der Erde, sie ist unter den Füßen der Leute, sie trägt schwer und erfreut sich doch reicher Früchte.
Siehe, so mußt du in die Marter deines Herrn eingehen; mußt ablassen von aller Hoffart menschlicher Gestalt und Schöne; mußt in den täglichen Werken treu und fromm dich halten; mußt Verworfenheit willig tragen vom Angesicht der Menschen, wenn der Herr dich in seine Einsamkeit beruft; mußt in den tiefen Grund aller Demüthigkeit hinabsteigen, und wenn sie dich verfolgen, mußt du dich willig zertreten lassen unter ihren Füßen. Aber reicher Frucht erfreue dich, geliebte Seele, wenn das Kreuz gar schwer auf dich drücken mag! –
Als nun der Herr seine lieben Jünger in dem Garten lassen wollte und zu ihnen sprach: Wohin ich gehe, dahin könnet ihr nicht gehen, aber ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander lieb habt, wie ich euch lieb gehabt habe; da sprach Petrus:
„Wo gehest du hin, daß ich dir nicht folgen kann? Nun setze ich doch meine Seele für dich.“
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)