Darnach nahm Pilatus den Herrn und zeigte ihn mit seinem zermarterten Leib und der furchtbaren Krone allem Volke, sprechend:
„Sehet an, welch’ ein Mensch!“
O meine Seele, erbarme dich und überdenk die Bitterkeit deines allerliebsten Herrn. Erwache und schaue, wer Jener sei, der dort steht.
Er hat eine Bildung wie ein König, und er ist verschmäht wie ein Verworfener.
Er geht gekrönt, und seine Krone ist ihm eine große Marter und Pein.
Er trägt ein königliches Gewand und wird darum nicht geehrt, sondern verspottet.
Ein Scepter trägt er in seiner Hand, damit haben sie ihm sein Haupt zerschlagen.
Es kniet vor ihm das Volk der Juden und schreit: Bist gegrüßt, König der Juden! Und dabei verspeien sie ihn und schlagen ihm in’s heilige Angesicht.
Nun, als sie ihn so ersahen, ertönte das gottesmörderische Geschrei:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/84&oldid=- (Version vom 1.8.2018)