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Karl Leberecht Immermann: Waldmährchen. In: Schriften, Band 10: Münchhausen, Theil 3. S. 141-186

Freunde aus. Dieser wandte sich seitwärts ab und zog seinen Arm verweigernd zurück. Was fällt dir ein? rief er unwillig lächelnd. Ach, mein Konrad, hätte ich nicht vorher gesagt, daß Jedem seine Straße gewiesen sei, so würde ich dir zurufen: Kehre du um, du Leichtsinn, du Fahrlässiger! Die Jugend vergeht, der Scherz verklingt, das Lachen will eines Tages plötzlich nicht mehr gelingen, weil das Antlitz zu starr geworden ist, oder grinset widerwärtig aus welken Runzeln! Wehe dem, wessen Scheuren dann nicht voll, wessen Kammern nicht gerüstet sind! Ach! es muß etwas Trübes um so ein kahles, verarmtes Alter seyn, und das Sprichwort hat wohl Recht, welches sagt: Zu lustig am Morgen, schafft Abends Kummer und Sorgen. Wenn ich dich so ansehe, mein Jugendbruder, kann mir recht bange um dich werden, o wer weiß, wie verwandelt ich dich wieder treffe!

Der Ritter schüttelte dem ernsten Schüler herzlich die Hand und rief: Vielleicht bist du verwandelt, stoßen wir wieder auf einander, prunkst in Sammet und Seide, und thust’s uns Allen zuvor! – Er sprengte davon, und aus der Ferne hörte der Schüler ihn noch ein Lied singen, welches

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Karl Leberecht Immermann: Waldmährchen. In: Schriften, Band 10: Münchhausen, Theil 3. S. 141-186 . Schaub, Düsseldorf 1839, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Immermann_Waldmaehrchen.djvu/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)