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Unsere Frauen haben im Frieden nie aufgehört, aus dem unergründlichen Born der Religion Trost und Hoffnung zu schöpfen, jede deutsche Mutter führt ihre Kinder diesen Weg, aber für die Männer war er oft verloren, überwachsen vom Gestrüpp unentwirrbarer Zweifel und weltlicher Interessen. Je weniger die Frauen von den Machtmitteln Deutschlands wußten, um so mehr setzten sie ihre Hoffnung auf die Macht Gottes, suchten sie ihren Trost an dem Born des Glaubens. Sie gingen in Scharen und drängten ihre Söhne und Gatten mit dorthin. Unter den Schritten dieses Massenpilgerzuges wurde das Gestrüpp der Zweifel zertreten, und ein königlicher Weg tat sich auf nach dem alten Born des Schönsten und Besten. Erquickt mit seinem Wasser des Lebens, dem köstlichen Trank der frühen Jugend, mit Gottvertrauen und der Ergebung in Gottes Willen rückten unsere Krieger aus — nicht zu einem Feldzug, nein zum Kreuzzug gegen den vielköpfigen Feind, stürmten sie mit sieggebietendem Hurra in den höllisch blitzenden Tod, erduldeten sie ohne Murren die unsägliche Mühsal.

Vieles wurde in diesem Krieg zur Waffe gemacht: Die goldene Gedankenarbeit der Kriegskunst und Kriegstechnik, die Naturkraft des physischen Mutes, die technische Leistungsfähigkeit unserer Fabriken, germanischer Erfindungssinn, wie die germanische Fähigkeit im Aushalten von Strapazen, doch auch alles, was hold und herzlich ist im Deutschen: Religion, Poesie, selbst die Sprache wurde im Kampfe gegen die Feinde aufgerufen, vor allem aber die Menschenliebe, das soziale Gewissen.

Hart neben der Welt des tobenden Männerzornes, der klaffenden Wunden und brechenden Augen zeigt der Krieg in der heilenden, pflegenden, tröstenden Tätigkeit der Liebe eine Welt voll sittlicher Schönheit. Hier ist das eigentliche Reich der Frau.

In der Krankenpflege sind Frauenherz und Frauenhand unentbehrlich und unersetzlich. Der Andrang namentlich unserer jungen Mädchen zur Fahne des Roten Kreuzes

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Aurel von Jüchen: Frauenleben im Weltkriege. Xenien-Verlag, Leipzig 1915, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:J%C3%BCchenFrauenlebenImWeltkriege.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)