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erprobter Kaiser, den unsere Frauen ganz besonders wegen seiner Friedensliebe verehren und lieben, sich gezwungen sah, sein Volk zum Kampf der Notwehr zu rufen, da stand bei den Frauen aller deutschen Lande auch die Überzeugung fest, daß das Recht auf unserer Seite war, und diese Überzeugung überwand auch bei dem zarten Geschlecht den Abscheu vor dem Blutvergießen, ließ sie die Furcht vor allen Leiden unterdrücken, um den Tatendurst unserer Krieger nicht zu dämpfen, sondern zu heben. — Damit beginnt die tätige Teilnahme der Frauen an diesem ersten großen Krieg des Deutschen Reichs, doch eine andere war längst vorangegangen.

Der Mann bildet und formt die Welt, aber das Weib bildet den Mann. Wenn trotz des langen Friedens und mancher verweichlichenden Einflüsse im Augenblick der Gefahr das deutsche Volk eine tiefinnere Gesundheit zeigte, wenn der seelische Mut, das Pflichtbewußtsein, die Vaterlandsliebe in Deutschlands Söhnen in gleicher Weise, wie 1813 und 1870, aufflammten, so haben dazu Viele mitgewirkt, aber sicher auch die deutschen Mütter.

Das Kriegswesen liegt Frauen im allgemeinen fern, aber das Ansehen des Kriegerstandes ist bei uns ein ganz anderes, als bei unseren Feinden. Es ist oft darüber gescherzt worden, daß zarte Hand bei Bällen vor allem die etwa vorhandenen Uniformen mit Kotillonorden schmückte, aber daß diese Vorliebe für den Kriegerstand in unserem Volke lebt, brauchen wir nicht zu bereuen, denn dieses Ansehen hat den ganzen Stand gehoben, und unsere Krieger haben sich dieses Ansehens in der Stunde schlimmster Not würdig erwiesen.

Politik und Strategie liegen den Frauen fern, und dennoch oder eben deshalb waren sie von vornherein von dem Siege Deutschlands überzeugt. Hatten sie geheime Kunde von der Kriegskunst unseres Generalstabs, von den 42-Zentimeter-Mörsern, der Verwegenheit unserer Unterseeboote? Nein, aber sie hatten die volle Überzeugung, daß Gott der gerechten Sache zum Sieg verhelfen würde.

Empfohlene Zitierweise:
Aurel von Jüchen: Frauenleben im Weltkriege. Xenien-Verlag, Leipzig 1915, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:J%C3%BCchenFrauenlebenImWeltkriege.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)