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Der Friede kommt nicht, wie ein Laufbursche der Firma Glück & Kompagnie, um nach unseren Wünschen zu fragen und dann alles Begehrte schleunigst in unser Haus zu bringen; der Friede kommt nicht, wie ein Lustspielonkel, um auf alle Köpfe segnend seine Hand zu legen, und dennoch empfinden besonders die Frauen den Frieden, wie der Kranke seine Genesung, und auch diejenigen, welche keinen heimkehrenden Sieger ans Herz drücken können, vielleicht weil schon draußen die Erde ihn an ihr kühles Herz genommen, auch sie, für die der Friede zu spät kommt, würden gern nach Hüons Zauberhorn greifen, um die Glücksempfindung ihres Herzens bei der Friedensnachricht in die Welt zu jubeln. Der Friede ist menschenfreundlicher, menschenwürdiger, als der Krieg; wie Kreuzigung und Ostertag stehen sie hart nebeneinander und sich gegenüber, und Glück wird der Friede in viele Einzelleben tragen, viele Einzelhoffnungen erfüllen.

In Karl von Suckows Kriegserinnerungen von 1813 „Aus meinem Soldatenleben“ findet sich folgende Geschichte: Ein Hauptmann schleppte sich mit Suckow aus Rußland fort, hungerte mit ihm, hörte jedoch unter allen Leiden nicht auf zu rühmen, was für trefflichen Zwiebelkuchen seine Frau machen könne; es sei sein Leibessen, und wenn er nach Hause komme, müsse das erste sein, daß die Teure ihm einen Zwiebelkuchen bereite.

Wohl nicht nur in jedem Soldatenherzen draußen im Felde lebt ein solcher Traum vom Zwiebelkuchen, sondern auch in Millionen Frauenherzen knüpft sich ein solcher Idealtraum an den Frieden, doch wir wollen nicht von den Einzelhoffnungen sprechen, nicht von den Zwiebelkuchen, sondern von den Wandlungen, die der Friede der Allgemeinheit bringen dürfte.

Wir haben den blutigen Krieg mit freudiger Begeisterung gekämpft, nicht um irgendeines Vorteils willen, sondern weil wir Deutschen entschlossen waren, uns allen Gewalten zum Trotz zu erhalten. Auch den Frauen, die

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Aurel von Jüchen: Frauenleben im Weltkriege. Xenien-Verlag, Leipzig 1915, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:J%C3%BCchenFrauenlebenImWeltkriege.pdf/136&oldid=- (Version vom 1.8.2018)