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„Meinetwegen, Euch zu Liebe will ich es noch einmal thun; aber öfter geschieht es nicht wieder.“

„Und die Schweine bringt er auch gleich über die Seite,“ rief die Frau Pastorin, „denn was die Tote abgestochen hat, können wir nicht essen.“

„Ich mag es auch nicht,“ sprach der Küster, „aber ich werde es verbuschen,“ und dann schaffte er die alte Großmutter und die abgestochenen Schweine in das Schulhaus hinüber; und er und seine Frau hatten den Tag über zu thun, um Wurst zu stopfen und Pökelfleisch einzulegen und Schinken und Speckseiten in den Rauchfang zu hängen.

Fleisch hatten sie nun genug; aber wo blieb der Kuchen? Der Küster machte deshalb am Abend, daß er in das Backhaus kam, wo die Frau Pastorin den Teig zu den Weihnachtsstollen in dem Backtrog eingesäuert zu stehen hatte. Den rührte er um, daß er ganz fertig ward; dann nahm er die alte Großmutter und stellte sie an den Backtrog, daß sie mit aufgestreiften Armen in dem Teige stand.

Mit Tagesanbruch eilte die Frau Pastorin in den Garten, um den Teig im Backhause fertig zu rühren. Da fiel sie von einer Ohnmacht in die andere; und als sie endlich wieder zu sich kam, ließ sie ihren Mann durch die Magd rufen und schickte ihn, nachdem er den Schaden besehen hatte, zu den Küstersleuten.

„Ist die alte Hexe wiedergekommen?“ riefen diese ihm schon von weitem zu.

„Ja, lieber Küster, und sie hat mir den ganzen Weihnachtskuchen verdorben. Drinnen im Backhaus steht

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Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)