nach Hause, legte sich ins Bett und schlief ein und erwachte nicht eher, als bis ihn der Pastor aus dem Schlafe weckte und schrie:
„Küster, lieber Küster, wach’ er auf, man hat mir mein Fohlen gestohlen!“
„Wer wird denn gleich von Stehlen reden, Herr Pastor!“ erwiderte der Küster. „Habt Ihr das Füllen nicht den Sommer über auf der Koppel gehabt?“
„Da ist es gewesen,“ antwortete der Pastor.
„Je nun, dann wollen wir doch erst einmal draußen nachsehen, ob es sich nicht im Walde verlaufen hat!“ versetzte der Küster.
Der Pastor war damit einverstanden, und sie ritten hinaus. Der Küster hatte sich schnell auf den Rücken des Fuchswallachs geschwungen, so mußte der Prediger mit der braunen Stute fürlieb nehmen. Als sie nun am Walde angelangt waren, sprach der Küster:
„Hier wird es stecken! Reitet Ihr links herum, ich reite zur Rechten!“
Sobald er aber den Pastor aus den Augen verloren hatte, machte er, daß er zu dem Baume kam, an dessen Stamm er das Fohlen gebunden, und löste es von dem Stricke. Das hatte kaum seine Freiheit wieder erlangt, so warf es den Kopf in die Höhe; und als es in der Ferne die Mutter roch, sprang es in großen Sätzen auf die braune Stute zu.
„Herr Gott, die alte Hexe!“ schrie der Pastor, als er das Fohlen erblickte, warf die Stute herum und gab ihr die Sporen, auf daß er so schnell, wie möglich, den Pfarrhof erreichte. Je mehr er aber die Stute anspornte,
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/120&oldid=- (Version vom 1.8.2018)