„Was wird er sagen!“ sprach der Kuhhirt. „Er hat mir erzählt, dein Haus sei mit dem Teufel besetzt, und im Wandschrank stünden Braten und Wein und Brot und Käse.“
Der Müller lief hin und sah nach, und richtig, es fand sich alles, wie der Zauberer gewahrsagt hatte.
„Nun hat die Not ein Ende,“ rief er voll Freude, „komm und leist mir Gesellschaft!“ Und sie aßen und tranken und ließen sich die fetten Bissen gut schmecken.
Als sie satt gegessen hatten, stieß der Müller den Kuhhirten in die Seite und sprach:
„Gevatter, du könntest mir den Zauberer verkaufen!“
„Das glaube ich wohl, den möchte jeder haben!“ sagte der Kuhhirt. „Aber weil du’s bist, will ich schon einmal ein Auge zudrücken. Dreihundert Thaler, nicht mehr und nicht minder, dann sollst du ihn haben.“
„Dreihundert Thaler, das ist er auch wert!“ sprach der Müller; und weil er fürchtete, den Kuhhirten möchte der Handel gereuen, lief er geschwind zum Kasten und holte das Geld hervor und zählte es ihm bar hin bei Heller und Pfennig und schenkte ihm einen Sack obendrein, daß er es nach Hause bringen könne. Dann legten sie sich schlafen.
Am andern Morgen nahm der Kuhhirt Abschied von dem Müller; ehe er ging, mußte er ihm aber noch sagen, was denn der Zauberer fräße.
„Alles: Brot, Fleisch, Braten und Käse,“ antwortete der Kuhhirt, „nur Wasser kann er nicht leiden; das bringt ihm den Tod.“ Dann sagte er dem Müller lebewohl und machte, daß er in die Stadt kam.
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)