das müsse schon mit dem halben Scheffel gemessen werden.
„Wie ist’s möglich! Wie ist’s möglich!“ rief der Schulze wiederum und lief hinaus und schickte den Stock herum und konnte gar nicht erwarten, bis die Bauern alle beisammen waren, daß er ihnen die Neuigkeit erzählte.
Die sperrten Nase und Maul auf ob der wundersamen Geschichte; und ehe noch der Schulze ganz fertig geworden war mit seiner Erzählung, waren sie auch schon wieder zur Thüre heraus und liefen nach Hause und schlugen ihre Schwieger- und Großmütter tot und, was sonst von den Frauen zum Spinnen zu alt und schwach war, und luden die Leichen auf die Erntewagen und fuhren in die Stadt und boten sie aus, das Stück für tausend Thaler.
Den Bürgern kam es nicht geheuer vor, daß so viel alte Weiber auf einmal im Dorfe gestorben sein sollten, und sie fragten nach; und als sie von den Bauern erfahren hatten, wie sie es angefangen, nahmen sie dieselben beim Kragen und führten sie vor den Richter. Der sperrte sie ein bei Wasser und Brot eine lange Zeit. Endlich ließ man sie laufen.
Jetzt kannte ihr Zorn gegen den Kuhhirten keine Grenzen mehr; und auf den Rat des Schulzen wurde er in seinem Hause ergriffen und in eine leere Tonne gesteckt. Die trugen sie sodann auf einen Berg, um sie den Abhang hinunter in den See zu kullern.
Indem fiel ihnen ein, daß die Stadtherren sie am Ende wieder einsperren würden, wenn sie den Kuhhirten ohne ihre
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/137&oldid=- (Version vom 1.8.2018)