Teile und gab dem Graumännchen den einen; sodann zog er den halben Thaler aus der Tasche hervor und zählte davon sechs gute Groschen dem Graumännchen in die Hand.
„Hans,“ sprach darauf das Graumännchen, „hier hast du all dein Geld und die Aschenbacke, welche du mir geschenkt hast, wieder, ich brauche sie nicht. Ich wollte nur sehen, ob du ein besseres Herz hättest, als deine beiden Brüder. Darum kam ich dreimal zu dir und bat dich um eine Gabe. Nun sollst du auch, weil du so gutherzig gewesen bist, des Königs Hofjäger werden. Dort, wo der Weg die Krümmung macht, steht ein großer Eichbaum, der ist innen hohl, und in der Höhlung hängt ein Jägeranzug, den zieh dir an. Und bei dem Anzug steht ein Stock, den nimmst du zu dir und hältst ihn hoch in Ehren; denn was du damit auch schlagen magst, es sei tot oder lebendig, das muß dir Rede stehen und die lautere Wahrheit sagen.“
Diesmal war das Danken bei Hans; aber das Graumännchen ließ ihn nicht viele Worte machen, sondern trat in die Büsche hinein und war verschwunden.
Hans machte große Schritte, daß er bald zum Eichbaum käme; und als er dort war, fand er alles so, wie das Graumännchen gesagt hatte. In der Höhlung hing der schönste Jägeranzug, den du dir denken kannst; und als Hans ihn angezogen und den Hirschfänger in die Seitentasche gesteckt hatte, kannte er sich selber nicht mehr, so schmuck und stattlich sah er aus.
„Ob’s nun auch wohl mit dem Stock seine Richtigkeit hat?“ sprach er bei sich; dann ergriff er den hübschen
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)