Seite:Jahn Schwaenke und Schnurren aus Bauernmund.djvu/30

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und Hans sollte sich gerade verteidigen, wie er dazu käme, den Töchtern des Kaufmanns, des Amtmanns und des Edelmanns so böse Dinge nachzureden.

„Man führe des Kaufmanns Tochter herein,“ bat er; und als sie vor ihm stand, klopfte er ihr mit dem Stock auf den Mund und sprach:

„Nun sag einmal, Mund, wie oft hat dich ein fremder Mann geküßt?“

„Einmal der hübsche, junge Ladendiener!“ antwortete der Mund.

„Des Kaufmanns Tochter ist überführt,“ sagte der Richter, jetzt kommt des Amtmanns Kind an die Reihe.

Hans nahm wiederum seinen Stock, klopfte dem Mädchen damit auf den Mund und sagte: „Mund, wie oft hat dich ein fremder Mann schon geküßt?“

„Zweimal der Herr Inspektor,“ antwortete der Mund.

„Auch bei des Amtmanns Tochter hat der Hofjäger nicht gelogen,“ sagte der Richter, „man führe das Edelfräulein herein.“

Das Edelfräulein hatte aber durch das Schlüsselloch gesehen und gehorcht, und es merkte wohl, welche Macht in dem Stocke läge; sie steckte darum ein großes Stück Semmel in den Mund und trat so in den Saal hinein. Als ihr Hans mit dem Stock auf den Mund klopfte und ihm zu sprechen befahl, antwortete derselbe darum nur:

„Mummummummummum!“

„Was ist denn das?“ rief Hans erstaunt, klopfte ihr mit dem Stock auf die Nase und sprach: „Näschen, was ist Mäulchen, daß es nicht reden kann?“

„Mäulchen hat einen Kloß Semmel zwischen den

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Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)