auf und rief: „Hier, Herr Graf, mein zweites Geschenk und mein drittes!“ und: Husch, husch, husch! flogen die beiden Tauben in die Höhe und zum Fenster hinaus.
Da lachte der Graf und sagte: „Kathrinchen, du hältst mir in der Klugheit den Widerpart. Jetzt komm, daß wir Hochzeit feiern!“
Darauf wurde ein großes Mahl gehalten und Hochzeit gefeiert; aber ehe sie zu Tische gingen, mußte Kathrinchen dem Grafen einen teuren Eid schwören, daß es ihm niemals darein reden wolle, wenn die Leute auf das Schloß kämen und einen Streit zu schlichten hätten; sonst dürfe er es augenblicklich dem Besenbinder zurückschicken. Und das schwur Kathrinchen dem Grafen auch zu.
Nachdem sie lange Zeit in Glück und in Frieden gelebt hatten, kamen eines Tages zwei Bauern vor den Grafen, die hatten einen wunderlichen Handel. Sie waren zusammen zu Markte gefahren; und wie die Bauern zu thun pflegen, an jedem Krug an der Straße machten sie halt und stärkten darin ihre müde Seele.
Als sie nun wieder einmal aus einem Kruge heraustraten, rief der eine Bauer voll Freuden: „Gevatter, sieh, meine Stute hat ein Fohlen geworfen! Da liegt’s unter deinem Wagen!“
„Was du redest!“ sagte der andere. „Mein Wagen hat es geboren!“
Und so stritten sie hin und her, und weil sie kein Ende fanden des Streites, sollte der Graf entscheiden.
„Warum ist das Füllen deins?“ fragte der Graf den Bauer, welchem die Stute gehörte.
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/82&oldid=- (Version vom 1.8.2018)