Hasen überhaupt nicht. Wenn du einen haben willst, mußt du ihn dir verdienen.“
„Das ist mir ganz recht,“ versetzte die Königin, „das bare Geld ist heuer knapp bei den Bauern. Und wenn ich mir den Hasen verdienen kann, so will ich es gerne thun.“
„Es ist gar nicht schwer,“ antwortete der Junge, „stell dich auf den Kopf und wackle mit den Beinen, und der Hase ist dein!“
Dachte die Königin: „Das ist aber unverschämt! Doch er kennt dich nicht, und da ficht’s dich nicht an!“ Sie sprach darum laut: „Ja, ich will es thun!“ und sie stellte sich auf den Kopf und wackelte mit den Beinen; und dafür durfte sie sich den Hasen aussuchen, der ihr am besten gefiel.
Sie steckte ihn in den Busen und nestelte das Kleid über ihm zu und ging dann wieder in die Stadt zurück. Der Junge schaute ihr vom Berge aus nach; und als sie vor dem Stadtthore war, blies er auf seiner Pfeife, und sogleich riß der Hase die Bänder entzwei und sprang auf den Boden und lief, so schnell er konnte, zu den andern Hasen zurück. Die Königin hatte noch schnell zugreifen wollen, aber er war schon weg; und einen langen Schwanz haben die Hasen nicht, daß man sie daran zurückhalten könnte.
„Nun, Mutter, wo hast du den Hasen?“ riefen der König und die Prinzessin aus einem Munde.
„Ach, bleibt mir mit eurem Hasen!“ sagte die Königin. „Bis zum Thore hab’ ich ihn gebracht. Da muß
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/94&oldid=- (Version vom 1.8.2018)