daß er sich bald verraten hätte; er besann sich aber wieder und dachte bei sich: „Was hilft’s! Sonst giebt er den Hasen nicht! Und am Ende ist die Sache auch nicht gefährlich. Er kennt dich nicht, und der Esel ist ein Tier, dem man immerhin einmal einen Kuß geben kann.“
Gedacht, gethan, der König küßte seinen Esel neunmal kreuzweis unter den Schwanzriemen und erhielt dafür einen Hasen, den er vorne unter den Rock knöpfte. Dann stieg er auf seinen Esel und ritt wieder in die Stadt zurück. Der Junge schaute ihm vom Berge aus nach und wartete so lange, bis er die Treppe zum Schloß hinaufsteigen wollte; da setzte er die Pfeife an den Mund und blies aus Leibeskräften, und der Hase sprengte alle Knöpfe von des Königs Rock und riß sich los und machte, daß er zu dem Jungen in den Wald zurückkam.
„Siehst du wohl, haben wir nicht recht gesagt?“ riefen die Königin und die Prinzessin und freuten sich über das Unglück des alten Königs, weil er so schlecht von ihnen geredet hatte.
Als der Abend kam, trieb der Junge die hundert Hasen wieder in die Stadt, trat vor den König und sprach:
„Ich habe die Arbeit verrichtet, nun gebt mir Eure Tochter zur Frau!“
„Sachte, sachte, mein Söhnchen,“ antwortete der König, „so schnell geht das nicht! Zuvor mußt du mir noch ein Rätsel raten:
Die Prinzessin kannst du erst dann bekommen, wenn du mir einen Wollen-Sack voll erzählst. Ueber drei Tage
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/96&oldid=- (Version vom 1.8.2018)