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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

für nothwendig hielten — denn die Besorgniss um die politische Existenz Croatiens als Königreich ergriff die Gemüther aller gutgesinnten Patrioten, die sich daher zu einem entschiedenen Widerstande gegen alle obenbezeichneten Machinationen entschlossen haben. — So entstand seitdem auch die Partei der Patrioten, welche sowohl für die Munizipalrechte Croatiens, als auch die Nationalität desselben unendlichen Eifer zeigte, und schon früher die Ausbildung der Muttersprache als die Hauptstütze der Nationalität zu befördern, dadurch aber dem gewaltsamen Ausbreiten der magyarischen Sprache einen Damm zu setzen bemüht war. Diese Partei nannte man die Illyrische, und zwar darum, weil die unter ihrem Schutze aufblühende Literatur seit mehreren Jahren unter diesem Namen bekannt war. — Wir wollen sie also auch hier einstweilen Illyrier nennen. Die Magyaromanen sind nach ihren Grundsätzen und ihrem Wirken Ultraprogressisten (vom Grafen Mailath Separatisten, Renner und Männer des Galopps genannt), die Illyrier aber strenge Conservative. —

 Es ist ein natürliches Streben aller politischen Parteien, die Behörden durch Individuen ihres politischen Glaubens zu konstituiren, weil man sich darin gefällt, diesen Glauben als den herrschenden betrachtet zu sehen, und hiedurch die Superiorität über seinen Gegner erlangt zu haben. Das beiderseitige Streben des Illyrismus und Magyarismus zur Konstituirung der Behörde nach der eigenen Färbung begegnete sich bei Gelegenheit[WS 1] der Restauration des Agramer Komitatsmagistrats am 31. Mai v. J. Jede Partei führte dazu ihre Kandidaten vor. Unter den Koryphäen der Magyaromanen hatte fast ein Jeder seinen eigenen Magistrat in Petto. Die Einigung Aller über gewisse Individuen war nur scheinbar. Diese Partei stützte sich insbesondere auf den Komes von Turopolya mit seinem Anhange des Bauernadels aus seinem Bezirke, und auf einen geringen Theil des gleichartigen Adels aus dem Bezirke von St. Iwan. Um sich den Sieg zu sichern, besetzten die Magyaromanen voreilig den Wahlplatz, von dem sie jedoch durch die später und in gesetzlicher Zeit erschienenen Illyrier verdrängt wurden. Ihre Niederlage entfesselte in den Magyaromanen alle schlechten Leidenschaften. Da von Agram, als der Hauptstadt, der Impuls zu politischen Regungen ausgeht: so erkannten sie nur zu bald, dass durch die im Sinne ihrer Gegner ausgefallene Restauration ihr Streben gelähmt, und ihr Fortschreiten zu dem schon bezeichneten Ziele gehemmt war. Um aber ihre Niederlage, auf die sie ohne Erröthen nie zurückdenken können, zu beschönigen, ersannen sie das Mittel eines Angriffes Vieler gegen Einen, nämlich — gegen den Obergespan — den sie eines gesetzwidrigen Vorganges bei der Restauration beschuldigen, und so diese der Welt als ungültig glauben machen. — Diesen Glauben unterstützten sie durch eine bei der höchsten Behörde darüber vorgebrachte Beschwerde, in deren Folge ein königlicher Kommissair in der Person des Hofrathes und Obergespanns von Siskovich zu Erhebung der beklagten Gesetzwidrigkeit hieher gesendet wurde.

 Eine Gesetzwidrigkeit ist immer ein Unrecht, möge sie von wem immer verübt worden sein, und die Beschwerde darüber muss sich der Urheber derselben, wenn er auch noch so hochgestellt ist, gefallen lassen, vorausgesetzt, dass die Klage nur gegen den Akt des Unrechts gerichtet wird und nicht auch Beschuldigungen enthält, die mit der gesetzwidrigen Handlung des Amtes in keinem Zusammenhange stehen. In ihrer Leidenschaftlichkeit haben sich aber die Magyaromanen nicht darauf beschränkt, die Ungesetzlichkeit des vom Obergespan vorgenommenen Restaurationsaktes darzustellen, sondern sie haben dessen Privatcharacter mit argen Begehungen verunglimpft, wofür sie keinen Beweis aufzubringen im Stande sind, weshalb die gewagten Behauptungen als sträfliche Verläumdung auf ihr Haupt zurückfallen dürften. Der Kommissair kam und erforschte erst die Grundhaltigkeit der Klage dadurch, dass er alle die Zeugen abhörte, welche von den Magyaromanen berufen waren, die Wahrheit ihrer Behauptung zu erhärten. Die Zeugen wurden aus all’ der Menge der Zuschauer bei der Restauration genommen,

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/283&oldid=- (Version vom 25.11.2019)