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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Trotz seiner Wunde und seiner körperlichen Schwäche empfing er zu Pferde die feindlichen Abgeordneten, um sie nicht seinen Zustand merken zu lassen. Allein während der Unterhandlungen erneuern einige deutsche Grafen, wahrscheinlich weil sie meinten, die Feinde suchten aus allzugrosser Schwäche den Frieden, plötzlich den Streit, greifen die Böhmen an und das ganze Heer folgte ihrem Beispiele. Entrüstet über solche Treulosigkeit, ermannen sich die Czechen, schlagen den Angriff zurück, ergreifen darauf die Offensive, richten unter den Teutschen eine furchtbare Niederlage an, verfolgen die Flüchtigen bis ans Lager und umringen dasselbe. Nun war die Reihe an den Teutschen, um Pardon zu bitten und um Vergünstigung eines freien Abzuges. Die Böhmen gewährten ihnen solchen unter harten Bedingungen: die Teutschen mussten Geiseln stellen, und der Weg, den sie zu nehmen hätten, ward ihnen vorgeschrieben. Alles Gepäck und Geräth verblieb in den Händen der Sieger; selbst die Waffen mussten ausgeliefert werden.

sie, trotz seiner Schwäche, zu Pferde, um sie nicht seine Wunden gewahren zu lassen. Doch während der Unterhandlung selbst erneuerten einige deutsche Grafen plötzlich die Feindseligkeiten, und überfielen die ruhig sich haltenden Böhmen; ihnen folgte das ganze deutsche Heer zum Angriffe. Ueber



eine solche Treulosigkeit empört, erhoben die Böhmen sich zu furchtbarer Rache. Sie schlugen den Angriff ab, brachten eine grosse Niederlage über die Feinde, verfolgten die Fliehenden bis in ihr Lager und umringten dasselbe. Nun war es an den Deutschen, um Frieden zu bitten und Geiseln zu stellen, womit sie den Rückweg in ihr Land erkauften. Der


Weg des Rückzugs ward ihnen vorgeschrieben, alles Gepäck und Geräth blieb in den Händen der Sieger, und selbst die Waffen mussten ausgeliefert werden.

So zogen die Teutschen ab“


Rok. 1843. Band IV, 156 Seit., vergleiche S. 138 u. 279.

 Der vorliegende Band enthält 6 verschiedene Artikel von bedeutendem Werthe bei dem gegenwärtigen Zustande der poln. Literatur. 1) einige Gedanken über Eklektismus von D. Ein entschieden wissenschaftlicher Artikel, welcher den Eklektismus in 3 Kategorien theilt, in den aus Unwissenheit (ohne Selbstbewusstsein) den aus Schwäche oder aber aus Absicht. Jede von diesen Kategorien zeigt sich auf dreifache Weise,

 1) an sich, in abstracto, 2) in der Literatur und 3) in der Politik. Den Eklektismus in der Literatur zeigt der Verfasser in seinem Einfluss

 a) auf die Philosophie, b) auf die Literatur im engern Sinne (die Production) und c) auf die socialen Begriffe. Unter diesen 3 Kategorien ist nach des Verfassers Ansicht der Eklektismus aus Mangel an Selbstbewusstsein und aus Schwäche sehr gefährlich und könne ein Volk gänzlich vernichten; am thätigsten indess zeige sich gegenwärtig der politische Eklektismus, in welchem der eigentliche Kern desselben liege, den man von allen Seiten auffassen und geistig durchzudringen verbunden sei. An dem Beispiel der Gironde zeigt der Verfasser die ausserordentliche Schädlichkeit des politischen Eklektismus. Bei der gegenwärtigen Richtung der slawischen Literaturen, welche sich immer mehr und mehr dem Eklektismus zuneigt, und von denen eine, die russische, ausschliesslich diesem

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/440&oldid=- (Version vom 14.2.2021)