Seite:Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft 1 (1843).pdf/86

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Die Literatur wird erst seit einigen Jahrzehenden bearbeitet. b) Die Italiener grenzen mit den Slawen im Venedigschen und im Illyrischen, ebenso sind sie auf dem Littorale, im Friaul und in Dalmatien mit denselben vermischt. — 3. Der deutsche Stamm, mit den Slawen mehr als jeder andere grenzend und untermischt. Alle slawischen Länder des östreichischen Staates haben einzelne deutsche Colonien in sich aufgenommen; man zählt in Böhmen 1,146,000, in Mähren 603,000, in Galizien 93,000, in Krain 21.000, in Kärnthen 232,000, in Steyermark 600,000, in Ungarn ebenfalls 600,000, in Siebenbürgen 430,000, zusammen 3,725,000 Deutsche; dazu kommen in den deutschen Provinzen 2,750,000, so dass der ganze Staat eine deutsche Bevölkerung von 6,475,000 K. hat. — In Russland zählt man ebenfalls eine bedeutende deutsche Bevölkerung, so in Esthland, Liefland und Curland 80,000 Deutsche, in einzelnen Colonien, in Süd-, Ost- und Nord-Russland zusammen in einer Anzahl von etwa 160,000 Köpfen, wozu noch die deutsche Bevölkerung von den drei Hauptstädten des Reiches mit 100,000 K. hinzu kommt. Ebenso hoch rechnet man die schwedisch-germanische Bevölkerung in einzelnen finnischen Colonien, so dass das russische Reich wenigstens 440,000 germanische Bewohner hat. — 4. Der albanische Stamm, die sogenannten Arnauten, oder Schkipetaren in Albanien und den übrigen Provinzen der europäischen Türkei, die nach Ami Bouè auf 1,600,000 K. angeschlagen werden und theils Christen nach lateinischem und griechischem Ritus, theils Mohamedaner sind. Eine Literatur ist nicht vorhanden. — 5. Der griechische Stamm mit den Bolgaren grenzend, auch über die übrigen Länder der Türkei, des Handels wegen zerstreut. — 6. Der armenische Stamm in Russland, am Don und der Umgegend wohnend, dann einzeln über das Land zerstreut; sie werden auch in Oestreich und der Türkei gefunden. — 7. Der ossetische Stamm mitten in dem Kaukasus zählt in Russland etwa 20,000 Seelen.

 Zu dem nordischen Völkerstamme gehören hieher, als mit den Slawen in Verbindung gekommen: 1. Der czudisch-finnische Stamm. Er theilt sich A. in die westliche und östliche Hälfte, zu der a) die Zyrjanen im Archangelskischen, 30,000 K.; b) Permier 35,000 K. stark; c) die Wotjaken in Wjatka, 100,000 K.; d) die Czeremissen in Kostroma und Kasan, Simbirsk und Orenburg 200,000 K.; e) die Mordwinen in Nižegorod, Simbirsk, Orenburg, Saratow und Pensa 92,000 K.; f) die eigentliche Czuden oder Esthen in Esthland und Nordliefland 500,000 K.; g) die Czuchoncen in Finnland , Archangelsk, Olonec und Petersburg 1,300,000 K.; h) die Loparen am weissen Meere und in Nordfinnland kaum 22,000 K. gehören. Die Gesammtzahl dieser czudisch-finnischen Völkerschaften in Russland beläuft sich auf 2,580,000 Seelen. — B. Die südlichen Czuden, d. i. die Magyaren in Ungarn und Siebenbürgen mit den Szeklern, Kumanen und Jazygen; sie sind nirgends in compakten Massen, sondern überall unter den Slowaken, Chorwaten, Serbiern, Wallachen und Deutschen vermischt. Ihre Anzahl beträgt in Ungarn 3,500,000, in Siebenbürgen 528,000, zusammen 4,028,000; davon sind 2,000,000 Protestanten, die übrigen römische Katholiken. — 2. Der samojedische Stamm in Archangelsk und tief nach Nordasien hinein verbreitet, zählt kaum mehr als 70,000 Seelen. — 3. Der tatarische oder türkische Stamm. A. In Russland: a) die eigentlichen Tartaren zu beiden Seiten der Wolga, in Orenburg, Simbirsk, Saratow, Nidegorož, etwa 150,000; b) die Nogaier, die einen am caspischen, die andern am asowischen Meere, zusammen etwa 400,000; c) die krimmischen Tataren 200,000; d) die Basjaner und Kumier auf den Gipfeln des Kaukasus und am Terek und Sulah in sehr geringer Anzahl. Dazu gehören auch noch in Russland: e) die Baschkiren am Südural 290,000; f) die Meschczeraken in Orenburg 93,000; g) die Czuwaschen in Kasan 270,000 und in Orenburg 57,000, welche indess bereits ziemlich ganz russisch sind. Die Anzahl dieser tatarischen Völkerschaften ersteigt die Höhe von wenigstens 2,000,000. B. In der Türkei: Obgleich die Türken hier das herrschende Volk sind, so beläuft sich ihre Anzahl doch kaum auf 700,000, während die übrige Bevölkerung der europäischen Türkei wenigstens 15,000,000 beträgt. Die wahren Osmanli sind in dem östlichen Theile des Reiches um Constantinopel und Drinopel zusammendrängt und über das andere Land nur in den Städten ausgebreitet oder leben in demselben als Grundbesitzer; nur in der Moldau und Wallachei, in Serbien und Czernagora sind sie rein ausgeschlossen. — 4. Der kalmuckische Stamm; sie sind doppelt, die regulairen oder bewaffneten Kalmucken, den donischen Kosaken einverleibt; und die nomadischen Kalmucken in Astrachan und dem Vorder-Kaukasus; jene 15,000, diese 98,000. — 5. Die kaukasischen Stämme, nämlich die Czerkessen, Lesgier oder Uwaren und Grusier gehören zu einem Völkergeschlechte, obgleich sie verschiedene Sprachen sprechen. Sie beschliessen die Reihe der mit den Slawen grenzenden Völkerschaften.

 In den nun folgenden Beilagen gibt der Verfasser eine Uebersicht der Völker des slawischen Stammes: A. nach der Sprache und nach den Staaten, zu denen sie gehören. Demnach zählt Russland 53,502,000 Slawen; nämlich Grossrussen 35,314,000, Kleinrussen 10,370,000, Weissrussen 2,726,000, Bolgaren 80,000, Serben 100,000 und Polen 4,912,000. Oestreich 16,701,000, und zwar Kleinrussen 2,774,000, Bolgaren 7,000, Serben 2,594,000, Chorwaten 801,000, Slowencen 1,151,000, Polen 2,341,000, Czechen 4,370,000, Slowaken 2,753,000. Preussen 2,108,000, davon 1,982,000 Polen, 44,000 Mährer, 38,000 Ober- und 44,000 Nieder-Lausitzer. Die Türkei 6,100,000, nämlich 3,500,000 Bolgaren und 2,600,000 Serbien Krakau 130,000 Polen, Sachsen 60,000 Oberlausitzer.

Empfohlene Zitierweise:
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/86&oldid=- (Version vom 26.11.2022)