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Flavius Josephus: Juedischer Krieg (Bellum Judaicum) übersetzt von Philipp Kohout

das ganze Land bereiste, um die Ordnung darin wieder herzustellen; endlich seine Rückkehr nach Italien und seinen Triumphzug.

30 (12.) Diesen ganzen Stoff habe ich in sieben Bücher zusammengefasst und mich beim Schreiben bemüht, denen, welche die Ereignisse kennen und dabei betheiligt waren, keinerlei Anlass zu Tadel oder schwereren Vorwürfen zu bieten, da ich es ja nur für die Freunde der Wahrheit und nicht zur Unterhaltung bestimmt habe. Ich werde die ausführliche Abhandlung natürlich mit jenen Ereignissen beginnen, mit denen ich auch die Inhaltsangabe eröffnet habe.


Erstes Capitel.
Zwistigtkeiten unter den Juden. Eroberung Jerusalems durch Antiochus Epiphanes. Flucht des Onias. Der Hasmonäer Matthias und sein Sohn Judas Machabäus.

31 (1.) Um dieselbe Zeit, da sich Antiochus, genannt Epiphanes, mit Ptolemäus VI. von Aegypten wegen Cölesyriens überworfen hatte, brach auch unter den jüdischen Großen ein Zwist aus, der seinen Grund in der Eifersucht um die Herrschaft hatte, weil kein Jude in Amt und Würde mehr seinesgleichen gehorchen wollte. In diesem Streite trug Onias, einer von den Hohenpriestern, den Sieg davon, was die Vertreibung der Söhne des Tobias aus Jerusalem zur Folge hatte. 32 Letztere aber nahmen ihre Zuflucht zu Antiochus und baten ihn dringend, er möchte unter ihrer Leitung eine Expedition nach Judäa unternehmen lassen. Da der König ohnehin schon längst einen solchen Wunsch gehegt hatte, ließ er sich gerne dazu herbei und marschierte persönlich mit einer sehr starken Kriegsmacht gegen Jerusalem, nahm die Stadt mit stürmender Hand und ließ eine große Zahl von Juden, die auf der Seite des Ptolemäus standen, über die Klinge springen und gestattete nicht bloß seinen Soldaten eine zügellose Plünderung, sondern legte selbst Hand an an die Schätze des Tempelhauses und unterbrach das immerwährende tägliche Opfer auf drei Jahre und sechs Monate. 33 Der Hohepriester Onias aber entkam zu Ptolemäus und erhielt von ihm ein Gebiet im Gau von Heliopolis, wo er ein kleines Städtchen nach dem Plane von Jerusalem und einen Tempel nach dem Vorbilde des palästinensischen erbaute, worüber wir ohnehin später an seinem Orte noch nähere Aufschlüsse geben werden.

34 (2.) Antiochus gab sich jedoch mit der wider alles Erwarten gelungenen Eroberung der Stadt und den Plünderungen, wie auch mit dem großen Gemetzel, das sie begleitet hatte, nicht zufrieden, sondern suchte in seiner unbändigen Leidenschaftlichkeit und in der

Empfohlene Zitierweise:
: Juedischer Krieg (Bellum Judaicum) übersetzt von Philipp Kohout. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/019&oldid=- (Version vom 1.2.2018)