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er den zweitältesten, Herodes, einen noch blutjungen Mann, mit der gleichen Bestimmung nach Galiläa sandte.

204 (5.) Dieser letztere, ein Charakter von großer Unternehmungslust, fand alsbald einen entsprechenden Gegenstand für seinen Thatendrang. Er brachte nämlich den Räuberhauptmann Ezechias, welcher mit einem sehr großen Schwarm die Nachbarschaft Syriens beunruhigte, in seine Gewalt und ließ ihn hinrichten, wie er auch viele von seiner Bande tödtete. 205 Da er mit dieser muthigen That ganz besonders den Syrern eine große Wohlthat erwiesen hatte, feierte man ihn dort von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt wie einen Engel des Friedens und Hort des Besitzthums, so dass infolgedessen sein Ruf auch zu Sextus Cäsar, einem Verwandten des großen Cäsar, der damals gerade Syrien zu verwalten hatte, drang. 206 Mit seinem im Ansehen steigenden Bruder pflog auch Phasaël einen hochherzigen Wettstreit, indem er sich die Bürger Jerusalems immer mehr verpflichtete und, obschon factisch alleiniger Herr der Stadt, dennoch nicht im geringsten seine Macht nach Art niedrig denkender Menschen durch übermüthiges Benehmen schändete. 207 So kam es, dass dem Antipater von Seite des Volkes eine wahrhaft königliche Huldigung und allseitige Ehrenbezeigungen, wie sie nur einem unumschränkten Gebieter erwiesen werden, zutheil wurden. Er wich aber darum kein Haar breit von der Pflicht der Ergebenheit und Treue gegen Hyrkan ab.

208 (6.) Es ist indes unmöglich, mit glänzenden Thaten dem Neide zu entfliehen. Denn wirklich nagte bereits der Neid über den Ruhm der jungen Leute in aller Stille an Hyrkans Seele, dem namentlich die herrlichen Erfolge des Herodes ein Dorn im Auge waren, zumal ein Herold nach dem andern dahergelaufen kam, um jede einzelne Waffenthat ja recht herauszustreichen. Außerdem schürten noch viele Neider am Königshof, denen die besonnene Haltung der Söhne des Antipater oder des Vaters selbst ein Strich durch ihre Rechnung war, 209 und die dem Hyrkan sagten, er habe sich ja bereits factisch der Regierung zu Gunsten des Antipater und seiner Söhne begeben und sitze unthätig da mit dem bloßen Namen eines Königs, bar jeder Gewalt. Wie lange wolle er sich denn noch darüber täuschen, dass er eigentlich Kronprätendenten an seinem Busen nähre, die sich schon nicht einmal mehr mit der Maske der Statthalterschaft begnügten, sondern, nachdem sie Hyrkan zur Seite gedrängt, bereits ganz offen die Herrn spielten: es sei ja doch Thatsache, dass Herodes ohne vorhergehende mündliche oder schriftliche Bevollmächtigung von Seite des Hyrkan eine große Anzahl Menschen gegen alles jüdische Recht und Gesetz habe hinschlachten lassen. Wäre dieser Mann nicht König,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/049&oldid=- (Version vom 1.8.2018)