sondern nur Privatmann, so hätte er ja von Rechtswegen vor Gericht zu erscheinen, um ihm selbst, wie auch den Landesgesetzen, welche die Verhängung der Todesstrafe ohne richterliches Urtheil nicht gestatten, Rechenschaft zu geben.
210 (7.) Durch solche Reden kam Hyrkan allmählig immer mehr in die Hitze und machte endlich seinem Zorne Luft, indem er Herodes vor seinen Richterstuhl forderte. In der That kam Herodes auf den Rath seines Vaters und im Vertrauen auf seine eigene Sache nach Judäa herauf, nicht ohne früher ganz Galiläa durch entsprechende Besatzungen gesichert zu haben. Er selbst kam bloß mit einer, allerdings starken, Begleitmannschaft, um auf diese Weise nicht den Verdacht zu erwecken, als ob er Hyrkan vom Throne stoßen wollte, was der Fall gewesen wäre, wenn er ein eigentliches Kriegsheer mitgebracht haben würde. Er wollte aber auch andererseits nicht ganz wehrlos in die Hände seiner Neider gerathen. 211 Unterdessen hatte auch Sextus Cäsar, der um den Jüngling in ernstlicher Sorge war, er könnte, von den Feinden einmal abgefangen, Schlimmes befahren, an Hyrkan Boten geschickt, mit der unzweideutigen Weisung, den Herodes von der peinlichen Anklage freizusprechen. Hyrkan fällte denn auch ein freisprechendes Urtheil, wozu er ohnehin schon aus Wohlwollen für Herodes entschlossen gewesen.
212 (8.) Herodes zog sich indes in der Voraussetzung, dass er eigentlich gegen den Willen des Königs dem Todesurtheil entgangen sei, zu Sextus nach Damaskus zurück und machte sich darauf gefasst, eine neuerliche Vorrufung mit einer entschiedenen Weigerung zu beantworten. Die Ränkeschmiede suchten nun abermals den Hyrkan gegen Herodes aufzubringen, indem sie ihm sagten, Herodes sei nur aus Zorn aus dem Lande gegangen und stehe schon bereit, gegen ihn loszuschlagen. Der König glaubte das und war infolgedessen in der größten Verlegenheit, da er den Gegner sich überlegen sah. 213 Als Herodes endlich auch noch von Sextus Cäsar zum Befehlshaber von Cölesyrien und Samaria ernannt ward und auf diese Art nicht bloß wegen der Gunst, in der er beim jüdischen Volke stand, sondern durch seine Macht allein schon Besorgnis einflößen musste, verfiel Hyrkan in die schrecklichste Angst und meinte, dass Herodes schon jetzt und jetzt mit seinem Heere auf ihn losstürzen werde.
214 (9.) Er sollte sich in seiner Voraussetzung auch nicht täuschen. Denn Herodes hatte wirklich aus Zorn über die drohende Haltung, die man gegen ihn in dem erwähnten Processe eingenommen hatte, ein Heer auf die Beine gebracht und führte es gegen Jerusalem, um Hyrkan zu entthronen. Das hätte er auch nur zu rasch ausgeführt,
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/050&oldid=- (Version vom 9.2.2020)