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Unterstützung des Herodes nach Judäa vorausmarschieren, um mit den übrigen Truppen in kürzester Frist persönlich nachzukommen.

328 (3.) Eben befand sich Herodes in Daphne bei Antiochien, als ihn unzweideutige Traumgesichte auf die Nachricht vom Tode seines Bruders vorbereiteten. In dem Augenblick, wo er voll Entsetzen darüber vom Lager aufsprang, traten auch schon die Boten mit der traurigen Kunde herein. Nur kurze Zeit überließ sich Herodes dem Jammer über sein Unglück und verschob die förmliche Trauer auf eine spätere Zeit, um sofort in Eilmärschen gegen den Feind zu ziehen. 329 Nach einem übermäßig forcierten Marsche, auf dem er bis an den Libanon vorgedrungen war, zog er 800 der dortigen Bergbewohner als Hilfstruppen an sich und verstärkte auch daselbst sein Heer mit einer der zwei (versprochenen) römischen Legionen. Mit diesen Truppen brach Herodes, ohne erst den Morgen abzuwarten, in Galiläa ein und trieb die Feinde, die sich ihm entgegengeworfen hatten, nach dem Orte zurück, aus dem sie eben zum Kampfe ausgerückt waren. 330 Sofort eröffnete er den Sturm auf die Festung selbst, ward aber, bevor er sie in seine Gewalt bekam, von einem entsetzlichen Regenschauer gezwungen, in den umliegenden Dörfern ein Lager zu beziehen. Als dann wenige Tage darauf auch die zweite von Antonius zu Hilfe gesandte Legion sich mit der Belagerungsarmee vereinigte, verließen die Feinde aus Furcht vor deren jetzigen Stärke bei Nacht und Nebel die Veste.

331 (4.) Und nun gieng es weiter in größter Eile durch die Auen von Jericho, um sobald als möglich die Mörder des Bruders zu bestrafen. Hier in Jericho war es auch, wo ihm auf göttliche Zulassung eine höchst bedeutsame Katastrophe zustieß, der er nur wie durch ein Wunder entrann, um den Ruhm eines auserwählten Günstlings Gottes mitzunehmen. An jenem Abende war gerade eine Menge hoher Gäste mit ihm beim Mahle vereint. Kaum war nun das Gelage aufgehoben, und alle Theilnehmer ins Freie getreten, als plötzlich das Speisegemach einstürzte. 332 Herodes sah in diesem Ereignis nur eine Vorbedeutung der gemeinsamen Gefahr, aber auch der gemeinsamen Rettung im bevorstehenden Kampfe und ließ das Heer schon gegen die Morgendämmerung nach Jerusalem aufbrechen. Da stürmten plötzlich bei 6000 Feinde von den Bergen herab und begannen mit dem Vortrab zu plänkeln, ohne indes einen ernstlichen Nahkampf mit den Römern zu wagen: dafür überschütteten sie dieselben aus der Ferne mit Steinen und Wurfspeeren und verwundeten eine erkleckliche Zahl von ihnen. Selbst Herodes wurde bei seinem Ritt durch den Engpass von einem Wurfspeer seitlich gestreift.

333 (5.) Antigonus wollte sich jetzt nicht bloß mit der überlegenen Waghalsigkeit der Seinigen, sondern auch mit ihrer Uebermacht brüsten

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/073&oldid=- (Version vom 1.8.2018)