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Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/078

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auch fragte, ob denn die Römer im Ernste die Stadt aller Geldmittel und Menschen berauben wollten, um dann dem Herodes eine Wüstenei als Residenz zu überlassen. Um das Blut so vieler Bürger halte er selbst die Herrschaft über das ganze römische Reich für viel zu theuer erkauft. 356 Auf die Bemerkung des Sosius, dass er die Plünderungen als Entschädigung für die Beschwerden der Belagerung den Soldaten schon aus Billigkeit erlauben müsse, machte sich der König anheischig, jedem seinen Lohn aus eigenen Mitteln verabreichen zu wollen. So gelang es ihm, die von der Plünderung noch verschonten Theile seiner Residenz auszukaufen, und er hielt auch vollständig, was er Sosius versprochen hatte. Denn wahrhaft splendid beschenkte er jeden Gemeinen, entsprechend höher die Chargen, ganz königlich aber den Sosius, so dass kein einziger arm am Beutel von dannen zog. 357 Nach Widmung eines goldenen Kranzes an Jehova brach Sosius von Jerusalem auf, um den gefangenen Antigonus dem Antonius vorzuführen. Von einem armseligen Hoffnungsschimmer getragen, klammerte sich der Gefangene noch bis zum letzten Augenblick an sein Leben, bis auch diesem das Henkerbeil einen seiner Feigheit würdigen Abschluss bereitete.

358 (4.) Als factischer König hielt nun Herodes unter der in der Stadt befindlichen Bevölkerungsmenge Musterung. Jene, die zu ihm gehalten hatten, fesselte er durch Auszeichnungen noch enger an sich, die Anhänger des Antigonus aber bestrafte er mit dem Tode. Da er jetzt fast kein Geld mehr hatte, ließ er allen Schmuck, den er besaß, zu Geld machen, um es dem Antonius und seinem Freundeskreise zuzusenden. 359 Doch konnte er sich damit keineswegs ein für allemal eine ungefährdete Zukunft erkaufen, da Antonius, durch die sinnliche Neigung zu Kleopatra ganz verblendet, bei allen Entschlüssen nur der Stimme seiner Leidenschaft gehorchte. Kleopatra aber suchte ihrerseits, nachdem sie der eigenen Familie so gründlich den Garaus gemacht hatte, dass auch nicht ein Sprössling ihres Geblütes übrig blieb, von da an ihre Blutgier an den auswärtigen Fürsten zu stillen. 360 So verdächtigte sie die höchsten Persönlichkeiten Syriens bei Antonius und setzte ihre Hinrichtung durch, weil sie auf diesem Wege sehr bequem den Besitz jedes einzelnen Opfers in ihre Gewalt zu bringen gedachte. Sie streckte endlich ihre habgierige Hand auch nach dem Gebiete der Juden und der Araber aus und spann ihre heimlichen Ränke zum Verderben der Könige beider Völker, des Herodes und des Malchus.

361 (5.) Antonius war wirklich nicht abgeneigt, einen Theil ihrer Forderungen zu erfüllen, aber vor der Ermordung so trefflicher Männer und so angesehener Könige graute ihm dennoch: dafür brach er die engere Freundschaft, die ihn mit diesen Männern verbunden,

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/078&oldid=- (Version vom 10.2.2020)