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wie gelähmt war, so berief Herodes dasselbe zu einer Versammlung und suchte es mit folgenden Worten zu einer kräftigen Vertheidigung anzufeuern.

373 (4.) „Es kommt mir,“ hob er an, „ganz und gar unvernünftig vor, dass ihr euch gerade jetzt von der Furcht so sehr einnehmen lasset: denn so nahe es lag, angesichts der Heimsuchungen Gottes den Muth zu verlieren, so unmännlich ist dieselbe Empfindung, wenn es sich nur um einen Angriff von Seite der Menschen handelt. Ich wenigstens für meine Person bin soweit entfernt, mich nach überstandenem Erdbeben vor den Feinden zu verkriechen, dass ich vielmehr überzeugt bin, Gott habe dies unser Unglück den Arabern nur als Köder hingeworfen, damit sie uns blutige Sühne zahlen müssen. Denn nicht so sehr das Vertrauen auf ihre Waffen oder Fäuste ist es, was sie gegen uns geführt hat, als weit mehr die Zuversicht wegen der elementaren Unglücksfälle, die wir erlitten haben. Unzuverlässlich ist aber jede Hoffnung, die sich nicht an die eigene Tüchtigkeit, sondern nur an fremdes Missgeschick knüpft, 374 da weder das Unglück noch das Glück bei den Menschen von Dauer ist, sondern im Gegentheil des Schicksals Wage, wie man es oft sehen kann, bald auf diese, bald auf jene Seite sich hinneigt. Ihr könnt das aus Beispielen der eigenen Erfahrung abnehmen. Ihr seid ja in der ersten Schlacht Sieger geblieben, während in der zweiten die Feinde über uns gesiegt haben, und jetzt steht trotz ihrer Siegeshoffnung wieder zu erwarten, dass sie geschlagen werden. Denn wo allzu großes Selbstvertrauen herrscht, dort ist man auch unvorsichtig, während umgekehrt die Besorgnis auch Bedachtsamkeit lehrt, weshalb ich für meine Person gerade aus dem jetzigen Auftreten der Furcht bei euch Muth schöpfen möchte. 375 Denn damals, als ihr allzu stürmisch eure Herzhaftigkeit gegen den Feind zeigen wolltet und wider meinen Plan auf ihn losgestürzt seid, bekam Athenio für seine Hinterlist freie Hand. Jetzt aber ist mir euer Zaudern und die scheinbare Entmuthigung ein Pfand für den sicheren Sieg. 376 Freilich darf dieses vorsichtige Verhalten nur solange dauern, als man sich zum Kampfe vorbereitet. Ist es aber einmal zur That gekommen, so heißt es da die ganze Glut der Begeisterung mächtig auflodern lassen und den ruchlosen Gesellen zeigen, wie weder ein von Menschen ausgehendes, noch von Gott verhängtes Unglück je die Mannhaftigkeit der Juden beugen kann, solange sie noch ein Fünkchen Leben haben, und dass keiner von ihnen ruhig zuzuschauen Willens ist, wie derselbe Araber, den er oftmals schon auf ein Haar als Gefangenen hätte fortschleppen können, sich jetzt zum Herrn über seine Güter macht. 377 Auch die Erschütterungen der

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/081&oldid=- (Version vom 10.2.2020)