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leblosen Natur sollen euch keine Angst einjagen, noch dürft ihr voraussetzen, dass das Erdbeben selbst wieder nur das Vorzeichen eines zweiten Unfalles gewesen sei. Denn die elementaren Störungen sind etwas ganz natürliches und können dem Menschen keinen größeren Schaden zufügen, als in ihrer Natur liegt. Ja, der Pest, der Hungersnoth und den Erdstößen könnte schon eher ein anderes, kleineres Ereignis als Anzeichen vorausgehen, aber bei diesen gewaltigen Ereignissen selbst muss sich die Bedeutung in ihrer Riesengröße vollständig erschöpfen! Könnte uns denn eine verlorne Schlacht noch einen größeren Schaden bringen, als das Erdbeben uns gebracht hat? 378 Doch halt, es ist wirklich ein ganz gewaltiges Anzeichen des Verderbens vorhanden, und zwar für unsere Feinde, ein Anzeichen, sage ich, das weder von leblosen Naturkräften noch von einer anderen Hand, als jener der Araber selbst ausgegangen ist: ich meine den Mord unserer Gesandten, welche die Feinde gegen alles Völkerrecht grausam hingeschlachtet und, mit Kränzen bedeckt, Gott dem Herrn zum grässlichsten Kriegsopfer dargebracht haben. Aber sie werden seinem großen Auge und seinem unüberwindlichen Arme sicherlich nicht entrinnen, sie werden gewiss auch uns auf der Stelle ihren Frevel bezahlen, wenn anders noch ein Tropfen vom edlen Geblüte unserer Väter in unseren Adern rollt, und wir uns einmal zur Rache für die schändliche Treubrüchigkeit aufraffen. 379 Nicht der Vertheidigung von Weib und Kind, noch dem Schutze des gefährdeten Vaterlandes soll diesmal der Auszug gelten, sondern einzig und allein der Rache für die hingemordeten Gesandten! Ihre blutigen Gestalten werden euch den Kriegspfad besser weisen können, als wir Lebende! Uebrigens werde auch ich mich an eurer Spitze in jede Gefahr stürzen, vorausgesetzt, dass ich mich auf euren pünktlichen Gehorsam verlassen kann. Denn ihr wisst nur zu gut, dass eure Tapferkeit unwiderstehlich ist, wenn ihr nicht etwa durch eure eigene Voreiligkeit zu Schaden kommt.“

380 (5.) Als Herodes in dieser Weise das Heer aufgerichtet hatte und die Krieger voll Begeisterung sah, ließ er Gott ein Opfer bringen und setzte nach demselben mit seiner Streitmacht über den Jordan. In der Gegend von Philadelphia schlug er, schon nahe den Feinden, ein Lager, ließ aber, da er mit dem Hauptschlage nicht lange zu zögern gedachte, seine Plänkler noch weiter gegen die Araber ausschwärmen, um ein zwischen ihm und dem Feinde liegendes Castell zu besetzen, zu dessen Gewinnung auch die Gegner soeben mit einer kleineren Truppenmacht einen Vorstoß gemacht hatten. 381 Die Plänkler des Königs warfen nun diese feindliche Abtheilung schnell zurück und bemächtigten sich des festen Punktes am Hügel. Darauf führte Herodes

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/082&oldid=- (Version vom 10.2.2020)